Vorbemerkung
Spätestens seit Ferguson kommen die amerikanischen Städte nicht zur Ruhe. Nun brannte es in Baltimore, nachdem wieder einmal ein junger Schwarzer von der Polizei getötet worden war. Im unten stehenden Bericht schildern einige Beteiligte ihre Erlebnisse der ersten größeren Krawallnacht am Samstag, dem 25. April. Dem Text gelingt es, ein wenig von der Stimmung dieses nächtlichen Abenteuers zu vermitteln.
Der Bericht ist noch unter dem Eindruck geschrieben, dass Staat und Medien zunächst versuchten, das Ausmaß der Krawalle herunterzuspielen – im Bemühen, den Schein der Kontrolle und Normalität zu wahren und einer weiteren Eskalation der Unruhen vorzubeugen. Offenbar wurden sogar die Zuschauer eines zeitgleich mit den Riots stattfindenden Baseballspiels der Baltimore Orioles für einige Zeit nicht aus dem Stadion gelassen, um sie nicht mit dem Anblick von Chaos und Anarchie in den Straßen und einer überforderten Polizei zu konfrontieren.
Diese Strategie erwies sich am Montagabend als gescheitert, als es im Anschluss an die Beerdigung des ermordeten Freddie Gray zu den schwersten Ausschreitungen in Baltimore seit Jahrzehnten kam. Die Obrigkeit musste nun offiziell den Ausnahmezustand anerkennen und verhängte eine nächtliche Ausgangssperre. Der Einsatz der Nationalgarde, über den im Bericht noch als Zukunftsoption spekuliert wird, ist mittlerweile Realität. Das nächste Spiel der Orioles wurde vorsorglich in einem leeren Stadion ohne Zuschauer ausgetragen, um eine Wiederholung der Blamage des Wochenendes zu vermeiden.
Seither versuchen der Staat und seine diversen medialen, zivilgesellschaftlichen und sogar kriminellen Vorfeldorganisationen mit allen Mitteln der Gewalt und Überredungskunst, die Jugendlichen zur Rückkehr zur Normalität zu bewegen – vorerst offenbar mit Erfolg.
Ansonsten sind hier zwei Texte aus der Linken versammelt und ein Text der Situationistischen Internationale zum Thema.
Et al., März, 2015