Texte
Einige Texte, deren Verbreitung vielleicht wünschbar ist.
Sascha Bergthal
Kommentar zum Artikel „Ich ekelte mich vor Euch und Euren Phantasien“
Die Welt veröffentlichte am 13.01.14 einen Artikel von einer dänischen Ex-Prostituierten mit dem Titel: „Ich ekelte mich vor Euch und Euren Fantasien“. Darin geht es um die gesellschaftliche Ächtung dieser einen Dienstleistungsbranche der allgemeinen Lohnarbeit. Wir veröffentlichen hier eine Kritik an dieser moralisch-populistischen Entrüstung.
Franza Ranner
Über einige Probleme des Antisexismus im linksradikalen Milieu, besonders in der Antifa
Einige Gründe, warum die linke Szene – insbesondere die Antifa – dem Wesen nach sexistisch ist und der dagegen aufgefahrene Antisexismus mit vielen Widersprüchen zu kämpfen hat, die aus den gesellschaftlichen Widersprüchen selbst rühren. Die Diskussion über eine richtige antisexistische Praxis wird jedoch oftmals stillgestellt durch die so obligatorischen wie wahnsinnigen Vergewaltigungsdebatten.
Anmerkung: Der Artikel wurde 2008 vom Antifa-Magazin Lotta als Sexismus-Grundlagenartikel angefragt, letztlich aber mit der fadenscheinigen Begründung abgelehnt, dass das im Text thematisierte Berliner Antisexismusbündnis in NRW keine Rolle spiele. Vermutlich hatte die Redaktion Sorge, es sich wegen der in dem Text enthaltenen Kritik an der „Definitionsmacht“ mit der Szene zu verscherzen.
Aufgrund der seltsamen Blüten, die die „Definitionsmacht“ in unserem Umfeld in letzter Zeit wieder getrieben hat, haben wir uns entschlossen, eine überarbeitete Variante des damaligen Artikels zu veröffentlichen.
Koalitionspapier
Umrisse des Kritikprogramms der translib (Communistisches Labor)
„Die ersten Versuche der Arbeiter, sich untereinander zu assoziieren, nehmen stets die Form der Koalitionen an.“ (MEW 4,S.180f)
Dieser Text stellt das Resultat eines Diskussionsprozesses in der translib dar, der zur Verständigung über den gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustand und über die Bedingungen einer theorie-praktischen Assoziation in communistischer Absicht dient.
Als Versuch, diese Arbeit auf eine allgemeinverbindliche und transparente theoretische Grundlage zu stellen und sie damit einer kontinu ierlichen Kritik und Selbstkritik zugänglich zu machen, sind die Thesen kein fixes Programm. Vielmehr bilden sie den programmatischen Rahmen für einen Forschungsprozess, der in Ansehung weiterer Momente der konkreten gesellschaftlichen Totalität stetig weiter zu treiben ist.
Wir laden alle ein, die sich an dieser kollektiven theoretischen Arbeit beteiligen wollen. Praktizieren wir die programmatische Ergründung unserer erbärmlichen Lebensbedingungen und experimentieren wir mit ihrer revolutionären Überwindung!
Wer ist eigentlich: Jesus von Nazareth?
„Tres denique mundi status nobis. Primus ergo status in scientia fuit, secundus in potestate sapientie, tertius in plenitudine intellectus. Primus in servitute servili, secundus in servitute filiali, tertius in libertate. Primus in flagellis, secundus in actione, tertius in contemplatione. Primus in timore, secundus in fide, tertius in charitate.“ (Joachim von Fiore – Concordia Novi ac Veteris Testamenti)
Rechtzeitig zum Weihnachtsfest hier nochmal die Jesusgeschichte aus dem großen Thier N° 5 (lose Blattsammlung).
Anonyme Aphorismen
Von der Axt lieber nicht gedruckte und früher schon vom Magazin in den Käfig gebannte Poesie der Auflösung.
Studentenfutter II
Konferenz: Kritische Theorie – Eine Erinnerung an die Zukunft
Eine Erinnerung an die Zukunft hätte die lange geplante Konferenz Anfang Dezember sein sollen, doch am Ende stellte sich einmal mehr heraus: „Alles, was auf wackligen Füßen steht, wird ohnehin zusammenbrechen. und nicht sind es die eingebildeten Bündnisse, die Menschen in allen möglichen Formen glauben zu schließen, welche wacklig sind. Wacklig sind die Menschen, welche glauben, solche Bündnisse schließen zu können und damit auch behaupten, sie täten irgendetwas, was auch nur einen Moment bestand hat.“ (Einer der Laidakwirte bzw. -prediger) Über 600 sogenannte „Wissenshungrige“ kamen und gingen. Die einen gelangweilt und voller Spott wie immer, die anderen behaupteten, etwas Spannendes gefunden zu haben, hier und dort oder auch nur in einigen Aspekten einiger der gehaltenen Vorträge – auch wie immer.
Szene bizarr – Kaffeetisch und Tristeza geben Durruti posthum Hausverbot!
Spanische Revolution möglicherweise ungültig
Flugschrift der „Abteilung Szenealtglas“ des „Büros für mentale Randale“ gegen die linke Sexualmoral.
Berliner Sommerloch
Schon zu Beginn des Sommerlochs haben die beiden Kneipenkollektive des Berliner Linkssumpfes, Kaffeetisch und Tristeza, einem der Betreiber der Schankwirtschaft Laidak Hausverbot erteilt, um dem dort geschaffenen sexuell übergriffigen Klima einen Riegel vorzuschieben und die von ihnen ausgedachte Definitionsmacht anzuwenden. Zum Abschluß des Sommerloches hatte dann ein anderer Teil des Linkssumpfes im Laidak einige Tassen und Teller zerbrochen und dabei einige Whiskyflaschen zerdeppert. Diesmal, weil das Lokal die Preissteigerung vorantreibt. Man sieht an diesen Vorgängen, dass die Gentrifizierung ein zweischneidiger und komplexer Prozeß ist: Wo eben noch in der Wildenbruchstrasse, Ecke Weserstrasse ein unauffälliges und nettes Wettbüro war, trinken nun seltsame Student_innen oder Linke Milchkaffee. Wo gerade noch ein überflüssiger Stadteilladen in der Weisestrasse ist, könnte schon bald eine schicke Modeboutique für moderne muslimische Kopftücher aufmachen. Und bei allem: Die Mieten steigen weiter. Wird Zeit für den Winter. Und einige Bier im Laidak.
Lilly Lent und Franza Ranner
Das zweifelhafte Glück von Liebe und Familie
Sehr konkret und von eigenen Erfahrungen ausgehend schildern die Autorinnen das Elend der Paarbeziehung und des Kinderaufziehens unter den bestehenden Verhältnissen. Auch die Notwendigkeit und zugleich ungeheure Schwierigkeit, mit anderen Formen des gemeinschaftlichen Lebens zu experimentieren, werden thematisiert.
Idealerweise müssten solche Experimente im Kontext einer allgemeineren Bewegung stattfinden, die zumindest damit anfängt, auch die Lohnarbeit und das Eigentum praktisch infragezustellen.
Allerdings existiert eine solche Option für die meisten Leute mit Kindern derzeit nicht, sei es, weil sich all ihre Bekannten bereits in privaten Konformismus geflüchtet haben, weil ihnen die real existierenden Ansätze solcher Bewegungen – etwa in den Resten der Autonomen- und Hausbesetzerszene – zu borniert vorkommen, oder weil eine solche Lebensweise Gefahren mit sich bringt, die sie ihrem Kind lieber nicht zumuten möchten.
Es spricht daher für den Realismus der Autorinnen, wenn sie die Reform im Bereich der persönlichen Beziehungen zunächst einmal getrennt von der notwendigen Umwälzung der anderen Sphären behandeln.