Filmvorführung im Laidak
Thälmann – Sohn seiner Klasse
Es könnte sein, daß die für die Führung der proletarischen Partei unerläßlichen Eigenschaften sich jetzt gerade bei Menschen finden, die ihrem Charakter nach gerade nicht die Feinsten sind. (Der junge Horkheimer)
Ernst Thälmann wurde 1886 in Hamburg als Sohn eines Knechtes geboren. Als die Eltern ihn in ihr neugegründetes kleines Geschäft einbinden, entschied sich der erst zehnjährige Thälmann, als „Ungelernter“ im Hafen zu arbeiten, wo er den Hafenarbeiterstreik von 1896/97 miterlebte. 1903 trat er der SPD bei und arbeitete bis zum Ersten Weltkrieg in verschiedenen Berufen, darunter als Heizer, Landarbeiter (in den USA), Schauermann und Kutscher.
1915 wurde Thälmann zum Militär eingezogen und diente als Artilleriesoldat und später als Kanonier an der Westfront, unter anderem in der Schlacht an der Somme. 1917 trat er der USPD bei. Im Oktober 1918 desertierte er und nahm an der Novemberrevolution teil. Er wurde USPD-Vertreter in Hamburg und unterstützte 1920 den Anschluss der USPD an die Komintern und die Vereinigung mit der KPD, deren Vorsitzender in Hamburg er wurde. Als Delegierter des dritten Komintern-Kongresses in Moskau traf er Lenin.
Als Teil des legalen Apparats der KPD war Thälmann am (leider isoliert gebliebenen) Hamburger Aufstand 1923 nicht direkt beteiligt, konnte sich aber in den folgenden Linienkämpfen durchsetzen. 1925 wurde er Vorsitzender sowohl des roten Frontkämpferbundes wie der KPD und versuchte die Partei in einer Phase relativer wirtschaftlicher wie politischer Stabilisierung zu bolschewisieren und die Arbeiter auf eine organisierte, sozialistische Revolution vorzubereiten.
Nach dem Blutmai 1929, bei dem die Polizei unter einem SPD-Polizeipräsidenten KPD-Demonstranten schwer verletzte und tötete, wurde der Rotfrontkämpferbund verboten. Thälmann erklärte die SPD zum Hauptfeind innerhalb der Arbeiterbewegung und propagierte eine konsequente „Einheitsfront von unten“, eben mit dem Ziel die Herrschaft der Bourgeoisie insgesamt zu überwinden, statt sich auf auf die Logik des kleineren Übels einzulassen. Es kam dann das große Übel. Im März 1933 wurde der schlecht auf die Illegalität vorbereitete Thälmann verhaftet. Die nächsten 11 Jahre verbrachte er in Haft (in der Untersuchungshaftanstalt Moabit, in der Gestapo-Zentrale, im Gerichtsgefängnis Hannover und in der Justizvollzugsanstalt Bautzen), bis er 1944 ins KZ Buchenwald deportiert und dort ermordet wurde.
In der DDR wurde Thälmann zu einer Leitfigur, die den Gründungsmythos des jungen Staates repräsentierte. 1952 beauftragte die SED die DEFA mit der Produktion eines Films über Thälmann, der mit Produktionskosten von zehn Millionen DDR-Mark einer der teuersten von der DEFA produzierten Filme war. 1954 und 1955 erschienen Ernst Thälmann — Sohn seiner Klasse und Ernst Thälmann — Führer seiner Klasse unter der Regie von Kurt Maetzig.
• Schankwirtschaft Laidak • Boddinstr. 42/43 • Berlin-Neukölln • Montag, 18.11.2024 • 19:00