Andrea Trumann
Homosexualität und Homophobie bei Freud
Vortrag im Laidak, 12.5.2013
In feministischen und queeren Zusammenhang ist Freud oftmals als biologistisch und frauenfeindlich verpönt. Mit dieser generellen Ablehnung und der daraus resultierenden Nichtbeschäftigung mit Freud vergibt man sich jedoch unter anderem die Möglichkeit die Ursachen von Homophobie zu erkennen. Im Gegensatz zur theoretischen Stichwortgeberin der Queer-Szene Judith Butler, die von Freud die Ideen der strukturellen Bisexualität der Subjekte und die Verdrängung der homosexuellen Regungen zur Bildung der gesellschaftlich akzeptablen Heterosexualität übernommen hat. Diese Theorie hat Freud vor allem in der psychoanalytischen Analyse des Falls Schreber herausgearbeitet. Schreber war verheiratet und hatte die höhere juristische Laufbahn in Sachsen eingeschlagen. Mehrmals war er an einer Schizophrenie mit Verfolgungs- und Größenwahn erkrankt, in der er behauptete, Gott verlange von ihm, dass er eine Frau werden und Gott sexuell zu Diensten seien solle. Darüber hatte Schreber ein Buch verfasst, dass von Psychologen seinerzeit viel diskutiert wurde und auch zu Freuds Grundlage der Analyse des Fall Schrebers wurde: Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia (Dementia paranoides), 1910/1911. Der Zusammenhang von Disziplinierung, verdrängten homosexuellen Regungen und weiblicher Identifizierungen sowie die sich daraus speisende homophobe Paranoia, kann an diesem Beispiel aufgezeigt werden. Denn in der Schizophrenie kommt nur das ans Tageslicht, was im normalen Zustand der Verdrängung anheim fällt.