Rezension der Axt
In Berlin ist eine neue Untergrundzeitschrift aufgetaucht: „Die Axt“, herausgegeben vom „Büro für mentale Randale“. Das Heft ist aus mehreren Gründen erfreulich.
Sein erster Vorzug: Es ist kurz. Man kann es problemlos auf einmal zu Ende lesen; ich las es zum Beispiel, während ich auf dem Spielplatz meiner Tochter beim Schaukeln zusah.
Sein zweiter Vorzug: das Layout. Schnippel-Stil der alten Punk-Fanzines, der sich wohltuend von all den aufgeblasenen linksakademischen Hochglanzmagazinen abhebt.
Sein dritter Vorzug: Es ist durchweg negativ. Der Untertitel lautet: „Organ für soziale Zersetzung“ und im „Minimalprogramm der Axt“ auf Seite vier heißt es: „Wir haben daher kein positives Programm, denn unser Programm ist vernünftig: es ist das Programm der Abschaffungen.“ Getreu diesem Motto werden in knappen Artikeln bzw. Textschnippseln verschiedene Aspekte der bestehenden Gesellschaft denunziert. In der ersten Ausgabe geht es u.a. um den Hass der strebsamen Berliner Bürger auf das unangepasste Gesindel sowie den Tugendterror in verschiedenen islamischen Ländern. Gelobt werden von der „Axt“ einzig die noch verstreuten Aspekte, die zur Zersetzung der alten Ordnung beizutragen scheinen: Supermarkt-Plünderungen in Argentinien, Mietboykotts in Polen und Spanien, der Kampf der Jugend in Athen oder Kairo gegen die Polizei.
Aus dem bereits Gesagten ergibt sich ein vierter Vorzug des Hefts: Es ist leicht nachahmbar. Eine Grundeinsicht der Theorie der antiautoritären Guerilla besagt, dass die Guerilleros sich Aktionen überlegen müssten, die jedermann kopieren könne, ohne dafür Expertenwissen oder aufwändiges Equipment zu brauchen. Nur so könnten die Nadelstichaktionen zur Revolte anwachsen. Die „Axt“ erfüllt diese Forderung: Sie beweist, dass man keine monatelange Recherche, keine komplizierten Layoutprogramme und keinen AStA braucht, der die Druckkosten übernimmt, wenn man ein aufrührerisches Heft machen will. Damit ermuntert sie vielleicht die eine oder andere Nachahmungstäterin, aus ihrer Passivität herauszutreten, indem sie ihre Gedanken in Worte fasst und unters Volk bringt.