Club für sich: Diskussion mit einem Vertreter der Gruppe Wildcat (Sowie Filmabend – Das Erste Evangelium)

PDF mit vollständigen Ankündigungstext
Übersicht der geplanten Themenabende:
• 26. März: Diskussion mit einem Vertreter der Gruppe Wildcat
• 9. April: Filmabend – Das Erste Evangelium
Wie bekannt, existiert zur Zeit keine kommunistische Bewegung. Die wenigen und kleinen radikalen Gruppen bringen keine relevanten Publikationen heraus und organisieren keine Veranstaltungen, die geeignet wären, ein anderes Publikum anzusprechen als diesen in sich gekehrten Kreis von auch noch lose verfeindeten Gruppen selbst. Es steht also nicht weniger an, als einen neuen Anfang zu setzen, d.i. – schlecht abstrakt gesagt – den Kommunismus neu zu erfinden.
Aus diesen Gründen wurde Anfang 2006 von einigen studentischen und post-studentischen Leuten der Club für sich ins Leben gerufen, zunächst mit dem Ziel, Raum für gesellige Zusammenkünfte zu schaffen. Da bemerkt wurde, dass es eher vernünftige Individuen gibt als vernünftige Gruppen, schien es sinnvoll, einen Treffpunkt einzurichten, der diese jenseits der zufällig gewählten Gruppe oder Theoriegeschmacksrichtung zusammenbringt. In dieser ersten Phase des Clubs wurde denn auch gemeinsam gezecht und auch einige politische Zusammenschlüsse wurden angeregt. Es gelang, Angehörige verschiedener Gruppen in einen Raum zu bringen – wenn auch nicht unbedingt an einen Tisch.
Dies führte nach kontroverser Diskussion zu einer Reihe von Veranstaltungsabenden. Im Zentrum stand das Problem, dass die meisten Beteiligten nach oftmals verlängerter Adoleszenz einer Lohnarbeit nachgehen müssen oder dieses Schicksal in näherer Zukunft vor sich haben. Dabei verhält es sich häufig so, dass Politische von ihren studentischen Phantasien Abstand nehmen, sobald sie ins Arbeitsleben eintreten, da Politikmachen und die Realität der Lohnarbeit in der Regel getrennt nebeneinander her laufen. Die Lohnarbeit, auf die auch das häufig subventionierte Studentenleben hinausläuft, wird dabei sogar oft aus allem politischen Denken verdrängt. Am Ende rächt sich dies und die Leute entwickeln andere Ideologien.
Um dieser Falle zu entgehen, sollten mit den Diskussionsabenden Brücken zwischen konkreten Arbeitsverhältnissen und einer kommunistischen Perspektive geschlagen werden. Bzw. umgekehrt sollte die Schizophrenie thematisiert werden, die es bedeutet, auf Arbeit alles andere als eine so genannte Kommunistin zu sein, während man einstweilen noch einem gewissen Salonkommunismus frönt. Neben diesen beim Individuum ansetzenden Arbeitsveranstaltungen wurden einige Filme politischen Inhalts gezeigt und über die aktuelle politische Situation in Italien berichtet. Solche Abende füllten den Verein meistens wieder.
Nun gibt es aber immer noch andere politische Zellen und meistens besteht die eine oder andere persönliche Verbindung. In unserem Dunstkreis befindet sich im wesentlichen ein großer Teil der intellektuellen Linken der Neunziger und so manche Abspaltung einer einst relativ einflußreichen Gruppierung führt noch ein Schattendasein. Wir werden daher einige Mitglieder solcher Vereine einladen.
Dabei geht es uns nicht ums Agitieren und Agitiert-werden, da so etwas nur den schlechten Zustand konserviert und von wechselseitigem Desinteresse zeugt. Mehr als um die jeweiligen Positionen der Gruppe im Unterschied zu anderen Positionen könnte über die gegenwärtige Situation der Depression aus Sicht der eingeladenen Personen gesprochen werden. Auch die Fragen, ob und warum ihnen die Organisationsform Politgruppe wichtig ist und welche Art von politischer Aktivität sie sich darüber hinaus vorstellen können, sollen angesprochen werden. Dies ermöglicht vielleicht, die gegenwärtige konfuse Zersplitterung zu verstehen – und die wirklichen Spaltungen zu finden.
Filmabend am 9. April: Das Erste Evangelium – Matthäus (Il vangelo secondo Matteo)
Spielfilm, Italien 1964, 130 Minuten
Regie: Pier Paolo Pasolini
Mit Enrique Irazoqui, Margherita Caruso, Susanna Pasolini, Marcello Morante, Mario Socrate
So karg wie der Titel des Films ist auch seine Umsetzung. Jesus ist hier ein ruhiger und freundlicher Geselle, der mit Bestimmtheit seinen Weg geht. Grantig wird er allerdings, wenn ihm dabei die Jünger nur konsumierend hinterherdackeln wollen. Pasolini drehte den Film für Kommunisten und widmete ihn Papst Johannes XXIII., dem Papst des II. Vatikanischen Konzils. Dem hat er auch gefallen.