Chronologie: März – Oktober 2009
7. März: In Exarchia reißen 4.000 Menschen die Bauzäune eines leerstehenden Geländes ab, auf dem ein Parkhaus errichtet werden sollte. Sie brachen den Asphalt mit Presslufthämmern auf, pflanzten Bäume und eröffneten einen freien Park, fünfzig Meter von dem Ort entfernt, an dem Alexis ermordet wurde.
9. März: Unabhängig voneinander zerstörte mitten am Nachmittag eine Gruppe von Jugendlichen zwei Athener Banken, während vor einer Filiale der Citybank eine selbstgebastelte Bombe explodierte und beträchtlichen Schaden, aber keine Verletzten verursachte.
13. März: Am hellichten Tag zerschlagen fünfzig maskierte Anarchisten Dutzende Luxusgeschäfte im wohlhabenden Athener Innenstadtbezirk Kolonaki. Sie verteilen Flugblätter, die sich mit dem anarchistischen Gefangenen Yiorgos Voutsis-Votzatzis solidarisieren und verschwinden, bevor die Polizei auftaucht.
Mitte März: Die Presse bläst die Kolonaki-Unruhen auf und überbietet sich darin, die anarchistische Bewegung als Gefahr für die Ordnung darzustellen. Die Regierung kündigt verschiedene Sicherheitsmaßnahmen an: Gesetzesänderungen, um die Kriminalisierung von Protesten zu erleichtern, die Ankunft von Beratern von Scotland Yard und die Gründung der Delta Force, einer neuen, mit Motorrädern ausgerüsteten Polizeieinheit, die als schnelle Eingreiftruppe fungieren soll.
21. März: Nachdem sie vom Mord an der Gefangenenaktivistin Katerina Goulioni erfahren, revoltieren die gefangenen Frauen von Chania und Thiva. Sie besetzen ihre Gefängnisse.
30. März: Die verschiedenen besetzten Parks, sozialen Zentren und Versammlungen Athens rufen Tausende zu einem großen Protestumzug vom Navarinou-Park in Exarchia zum Rathaus.
31. März: Anarchisten besetzen das Büro des Präsidenten der Athener Universität in der Panepistimio-Straße und hängen ein großes Transparent an die Außenfassade, auf dem sie zur Solidarität mit allen besetzten und selbstverwalteten Räumen des Landes innerhalb und außerhalb der Universitäten aufrufen. Zudem verteidigen sie das Universitäts-Asyl.
1. April: In Athen tritt das Kouzina-Kollektiv in Erscheinung und verteilt kostenloses Essen in der Öffentlichkeit. Am selben Tag gibt es in Iraklion eine Demonstration für die im Dezember Verhafteten mit 300 Teilnehmern.
2. April: Während des landesweiten Generalstreiks demonstrieren, zeitgleich mit Großdemonstrationen in andern Städten, 50.000 Menschen auf den Athener Straßen. Aus dieser Demo gelingt es einer Gruppe von Anarchisten, die Büros der OIKOMET zu zerschlagen, während Mitglieder von Kunevas Gewerkschaft unter dem Schutz von Anarchisten und Autonomen die Büros der Eisenbahngesellschaft besetzen. Sie werden zur Auflösung der Verträge mit OIKOMET gezwungen und die Reinigungskräfte bekommen unbefristete Verträgen direkt mit der Verkehrsgesellschaft.
4. April: Mitglieder der Stadteilversammlung von Petralona (Athen) besetzen zusammen mit der Versammlung für Gesundheit das PIKPA ein zweistöckiges ehemaliges Krankenhaus. Sie wollen ein soziales Zentrum etablieren, das für viele Events genutzt werden kann. Insbesondere soll es als Einrichtung dienen, die dem Viertel eine kostenlose Gesundheitsversorgung bereitstellt.
15. April: In Thessaloniki wird das British College mit Gaskanisterbomben angegriffen. Die Aktion dient der Solidarität mit den im Verlauf der G20-Proteste in London und Nottingham Festgenommen. Während dieser Proteste war ein älterer Demonstrant durch die Gewalt der Polizei getötet worden
16.-18. April: Eine Reihe von Brandanschlägen in Xanthi treffen die Wohnung eines Polizeispitzels, die Geldautomaten der Zentralbank, die Nobelkarosse des Bischofs und das Auto des obersten Richters der Stadt.
25. April: 5.000 Menschen übernehmen die Fußgängerzone unterhalb der Akropolis und veranstalten ein DIY-Punkkonzert, eines von mehreren riesigen, öffentlichen, kostenlosen Open-Air-Festivals, Konzerten und illegalen Raves während des Frühlings und Sommers.
28. April: 3.000 Leute demonstrieren vom besetzten Park in Exarchia zum besetzten Patission-Park gegen die neuen Anti-Demonstrations-Gesetze, die das Tragen von Masken oder die Beleidigung von Polizeibeamten unter Strafe stellen. Entlang der Route werden viele Überwachungskameras und Banken zerstört. Tausend überwiegend anarchistische Menschen demonstrieren in Thessaloniki ihre Unterstützung für die Besetzungen.
9. Mai: In Omonia veranstaltet die Neonazigruppe Goldener Morgengrauen zusammen mit den MAT eine Kundgebung gegen Einwanderer. Die Aufstandspolizei schlägt einige Anarchisten bei deren Versuch, diese Veranstaltung anzugreifen, zurück. Daraufhin kommt es rund um das Polytechnikum zu Scharmützeln mit der Polizei.
12. Mai: In Athen wird eine Zweigstelle der Eurobank durch eine Bombe zerstört. Am selben Tag werden die Elektrizitätswerke Ziel eines Brandanschlages, nachdem dort zwei Arbeiter gestorben waren.
18. Mai: Ein Trommelfeuer von zeitgleich stattfindenden Brandanschlägen an elf unterschiedlichen Orten Athens trifft ein Geschäft für Polizeiuniformen, eine Polizeischule, eine mit der Polizei zusammenarbeitende Firma für Überwachungssysteme, zwei Geschäfte, die Pistolen an die Polizei verkaufen, das Hauptbüro einer privaten Sicherheitsfirma in einem wohlhabenden Viertel, eine der Polizei Motorräder anbietende Suzuki-Messe, je zwei von Bullen vor ihren Häusern geparkte Privatmotorräder beziehungsweise Privatautos und eine Messe von Skoda, die die Polizei mit Fahrzeugen ausrüstet. Das Bekennerschreiben war mit „Entflammte Schatten“ unterschrieben. In den folgenden Tagen finden ähnliche Angriffe in Thessaloniki und Hania statt.
20. Mai: Die Polizei überfällt ein hauptsächlich von Einwanderern besuchtes Café in Athen mit einer Razzia. Dabei zerfetzt sie einen Koran. In den nächsten Tagen organisieren die Einwanderer einige Demonstrationen und greifen die Polizei mit Steinen an. Hunderte nehmen an den Auseinandersetzungen teil, und die Polizei antwortet mit Tränengas. Sechzehn werden festgenommen, einer, ein Syrer, weil er einen Molotowcocktail auf eine Polizeiwache geworfen haben soll. Siebzig Autos, fünf Geschäfte und eine Bank werden beschädigt oder zerstört.
27.-31. Mai: 40.000 Menschen nehmen am B-Fest teil, einem einwöchigem Festival auf dem Campus der Universität der bildenden Künste. Es gab Konzerte, Raves und eine mehrtägige, internationale Konferenz mit anarchistischen und autonomen Rednern wie Noam Chomsky (via Videofeed), Bifo, den Herausgebern von Class War und Michael Albert.
28. Mai: Die Antisexistische Fraktion begeht einen Brandanschlag gegen zwei Edelbordelle, „Nicht für sie [die Sexarbeiterinnen], sondern für uns.“ Ihr Bekennerschreiben erwähnt außerdem den Frauenhandel.
29. Mai: In Pygros werden die Büros der faschistischen Partei LAOS eingeschmissen. Gleichartige Angriffe auf LAOS werden über die Woche in verschiedenen anderen Städten ausgeführt. Die Täter beschuldigen LAOS, mit paramilitärischen Gruppen der Polizei zusammenzuarbeiten, um soziale Bewegungen zu unterdrücken.
Juni: Im Athener Viertel Aghios Panteleimonas versuchen Faschisten, den Rassismus zu schüren. Sie hetzen gegen die starke Präsenz von Einwanderern in einem Park in der Nähe einer Kirche, die Menschen ohne Papiere hilft. Die Faschisten initiieren eine rechtsgerichtete Stadtteilversammlung, die den Park besetzt und alle Immigranten hinausschmeißt. Sie genießen dabei den Schutz der Aufstandspolizei und die Unterstützung des Innenministers. Kurz nachdem der Minister auf der rechten Versammlung seine Rede gehalten hatte, griffen Faschisten die nahegelegene Anarchopunk-Besetzung Villa Amalias mit Brandbomben an. Am 9. Juni schaffen es Anarchisten, die Faschisten zurückzuschlagen und den Spielplatz zu öffnen, sie werden aber anschließend von der Polizei angegriffen. Sie verletzen einen Bullen, müssen aber ihrerseits fünf Festnahmen erdulden.
4. Juni: Eine Polizeistation in Nordathen wird von zehn maskierten Anarchisten mit Molotowcocktails angegriffen. Unterdessen werden zeitgleich drei Banken in Athen mit Brandbomben belegt.
7. Juni: Früh am Morgen greift eine Gruppe Maskierter eine Polizeistation in Patras mit Molotowcocktails an und entkommt auf Motorrädern.
8. Juni: In Thessaloniki wird eine Bank mit Benzinbomben abgefackelt.
11. Juni: Etwa zwanzig vermummte Anarchisten greifen eine Gruppe Polizisten in Exarchia mit Molotowcocktails an. Sie entkommen zu Fuß.
17. Juni: Die Sekte der Revolutionäre exekutiert einen Polizisten, der gerade die Wohnung eines Zeugen der Anklage für einen Terroristenprozeß gegen ELA bewachte. In einem darauffolgenden Bekennerschreiben drohen sie mit Attentaten auf Politiker und Journalisten. Sie beziehen dabei das „alltägliche Leben“ und die „normalen Leute“ in eine lange Liste der Feinde der Revolution ein.
2.-4. Juli: Als Antwort auf die Kollaboration von Staat und Neonazis werden das Innenministerium, das Büro des ehemaligen Innenministers, die Büroräume einer das Militär beratenden Denkfabrik, das Institut für Ausländerpolitik, das Auto des Präsidenten des Verfassungsgerichtes Ziele einer Salve von Brandanschlägen. Es bekennen sich „Kampfgruppen für die Abschaffung der Nation“.
7. Juli: 3.000 Menschen in Athen und 1.000 in Thessaloniki demonstrieren ihre Solidarität mit den Einwanderern. Faschisten versuchen, den Athener Umzug mit Molotowcocktails anzugreifen. Demonstranten blockieren die Patission-Straße vor der ASOEE, zünden Müllcontainer an und liefern nachts der Polizei und den Faschisten Straßenschlachten.
8. Juli: Thodoros Iliopoulos, der letzte Dezembergefangene, kommt nicht auf Kaution frei, da er ein Anarchist und eine „Gefahr für die Demokratie“ sei. Er begibt sich daraufhin in Hungerstreik.
10. Juli: Auf einen Bus der Aufstandspolizei wird gefeuert. Die Bullen werden gezwungen, ihren Bus zu verlassen und um ihr Leben zu rennen.
11. Juli: Die Verschwörung der Feuerzellen führt einen Bombenanschlag auf die Wohnung eines ehemaligen Innenministers aus und warnt, daß der neue Geheimdienstchef als nächster dran sein könnte. Diese anarchistische Gruppe hat sich bereits zu Dutzenden von Brandbombenanschlägen bekannt. Im Gegensatz dazu werden die meisten anderen anarchistischen Brandbomben und Brandsätze von Gruppen geworfen, die wieder verschwinden, nachdem ihr Name ein oder zwei Bekennerscheiben zierte.
12. Juli: Während eines Polizeieinsatzes in Patras wird unter mysteriösen Umständen ein großes Flüchtlingslager niedergebrannt. Die Stadtverwaltung läßt die Überreste plattwalzen und verhindert den Wiederaufbau.
14. Juli: In der Nähe von Chaldiki blockieren Dorfbewohner die Straße zu den Scouries, einer Gegend, die ein großes Goldminenunternehmen ausbeuten und zerstören will. In Athen wird der zentrale Sendemast der staatlichen Telekommunikationsfirma mit schwarzer Farbe beworfen, nachdem diese die Polytechnische Universität wegen deren Beherbergung der Athener Indymedia-Server verklagt hatte. Die Aktion genießt unter den Arbeitern große Unterstützung. Der Firma wird vorgeworfen, daß sie Fingerzeige von LAOS-Politikern entgegen nimmt, die radikale, abweichende Meinungen mundtot machen wollen.
22. Juli: Es gelingt der Polizei, eine von der Verschwörung der Feuerzellen vor dem chilenischen Konsulat gelegte Bombe zu entschärfen. Sie sollte dem Andenken an Mauricio Molares Duarte dienen, der kürzlich bei einem versuchten Bombenattentat auf die Polizei in Santiago verstarb
August: In ganz Griechenland finden aus Solidarität mit dem sich immer noch im Hungerstreik befindenden letzten Dezemberhäftling Thodoros Iliopoulos Dutzende Aktionen von Benzinbomben bis hin zu Radiobesetzungen statt. Thodoros wird anschließend frei gelassen. Die über ganz Griechenland verstreuten besetzten sozialen Zentren können sich behaupten und verteidigen. Die besetzten Parkanlagen werden durch die Pflanzung weiterer Bäume und Blumen, der Errichtung von Spielplätzen sowie Spazierwegen aus Kachelmosaiken angereichert. Sie werden schöner als alle Parkanlagen, die der Staat jemals errichtet hat…
10. August: Die ökoanarchistische Gruppe „Die Rache der Tiere“ befreit 7.000 Nerze aus zwei unterschiedlichen Pelztierfarmen in Kozani und verursacht dabei einen Schaden von mehreren Hunderttausend Euro.
21. August: Nördlich von Athen brechen für vier Tage riesige Waldbrände aus. 40.000 Hektar Wald, Olivenhaine und Buschland werden zerstört. Viele Menschen erkennen, daß diese Feuer zur Erschließung von Grundstücken gelegt wurden.
25.- 31. August: Inmitten starker Polizeipräsenz halten Anarchisten und Linke in Mytilini auf der nahe an der Türkei liegenden Insel Lesbos ein Grenzcamp ab.
2. September: Der Revolutionäre Kampf sprengt die Athener Börse. Sie geben vorher eine Warnung durch, um Verletzte zu vermeiden. Das Gebäude wird durch die Explosion stark beschädigt.
5. September: Die Athener Polizei jagt einige Sprayer nach Exarchia, wo sich eine Menge bildet, um die Festnahme zu verhindern. Die Delta Force rückt an und attackiert Anarchisten im ganzen Viertel, schreit die Bewohner an, zerstört Teile der besetzten Parkanlagen und verhält sich allgemein wie ein Haufen Hooligans. Sie nehmen fünf Personen fest, die aber später wieder auf freien Fuß gesetzt werden, wobei alle Vorwürfe fallengelassen werden. Einer der Inhaftierten wird solange getreten, bis seine Lunge reißt.
23. September: Ein mutmaßliche Zelle der Verschwörung der Feuerzellen wird nach der Explosion einer kleinen Bombe vor dem Haus eines ehemaligen PASOK-Ministers von der Polizei ausgehoben, gerade einige Tage vor dem Wahlsieg von PASOK. Drei Männer und eine Frau werden verhaftet und unter Terrorismusanklage gestellt. Eine Person wartet vorläufig in Freiheit auf ihr Verfahren, wobei die Terrorismusvorwürfe fallengelassen wurden. Sechs weitere werden von der Polizei gesucht. Seit dem Dezember hat diese Gruppe für 160 Anschläge die Verantwortung übernommen.
2. Oktober: Die Verschwörung der Feuerzellen übernimmt die Verantwortung für eine kleine Bombe. Diese war zwei Tage vor der Wahl in der Nähe der Bühne plaziert worden, auf der der amtierende Premierminister und ND-Kandidat eine zentrale Wahlkampfrede hielt.
4. Oktober: PASOK gewinnt die Wahlen. Diese sind hauptsächlich als Antwort auf die im Dezember verschärfte politische Legitimitätskrise durchgeführt worden. Die Dezemberrevolte war ein zentrales Wahlkampfthema. 30% der Wahlberechtigten blieben fern (verglichen mit 26% 2007), PASOK bekam 43,9% der Stimmen, ND 33,5% (das niedrigste Ergebnis aller Zeiten), KKE bekam 7,5%, LAOS bekam 5,6% und SYRIZA bekam 4,6%. Die Grüne Partei schaffte es mit nur 2,5% nicht, genug Stimmen zu erhalten, um in das Parlament einziehen zu können.
7. Oktober: Drei Tage nach der Wahl sagt der Premierminister Giorgos Papandreou (Sohn des legendären, ehemaligen Premierministers) in einer öffentlichen Rede an seine Minister: „Wir müssen wie Antiautoritäre mit Befehlsgewalt sein … unsere Hauptaufgabe ist es, Gleichheit unter allen Geschlechtern, Rassen, ökonomischen Klassen und Nationalitäten herzustellen und alle Streitigkeiten beizulegen.“ Er ließ dadurch erkennen, wie stark die wirklichen Antiautoritären die politische Struktur beeinflußt haben, und gab einen Hinweis auf die Strategie der Sozialisten, die Revolte zu vereinnahmen.
Unterdessen randalieren Anarchisten und Linke in der Nähe von Istanbul, Türkei, gegen den Internationalen Währungsfond. Der Weltbankpräsident Robert Zoellich gab – die PASOK- Rhetorik übernehmend – das Ende der Ära der elitären, ohne die Beteiligung der Entwicklungsländer ablaufenden Entscheidungsfindung bekannt.
8. Oktober: Um die Mittagszeit zerschlagen in Exarchia etwa dreißig koukoulofori die Fensterscheiben bei einem halben Dutzend von Gebäuden des korporativen Staats, unter ihnen die griechische Nationalbank, eine faschistische Buchhandlung. Außerdem werden einige Luxusschlitten zerstört. Die koukoulofori können vor der Ankunft der nahe stationierten Delta Force verschwinden.
In dieser Nacht überfallen Hunderte Polizisten das Viertel und durchsuchen ungefähr 200 Menschen. Von diesen werden einundachtzig auf die Wache gebracht und acht (wegen Armutsdelikten) einbehalten. Sie durchsuchen außerdem sechzehn Autos und sechsundzwanzig Cafés. Am nächsten Tag sagt der Innenminister, der schon einige Jahre früher für die Folterung Verdächtiger verantwortlich war, um mehrere Mitglieder des 17. November zu fangen und einzusperren, im Fernsehen, daß der Zweck dieser Razzia nicht darin bestand, gegen die Anarchisten vorzugehen, sondern darin, die Vandalen und Hooligans zu verhaften und die polizeiliche Ordnung in Exarchia wieder herzustellen. Es besteht weiterhin eine massive und aggressive Polizeipräsenz und die Razzien und Verhaftungen werden fortgesetzt. Das letzte Mal, daß es so war, erinnern sich ältere Menschen, war nach den Unruhen 1989, die durch den Freispruch desjenigen Bullen ausgelöst wurden, der den Anarchisten Michalis Kaltezas ermordet hatte. Danach währte die Polizeibesetzung Exarchias drei Jahre
10. Oktober: Am Nachmittag protestieren mehrere Hundert Einwohner und Anarchisten gegen die Besetzung des Viertels durch die Polizei. Einer ein Regierungsgebäude bewachenden Kette der Aufstandspolizei wird wütend entgegengetreten, die Demonstranten entscheiden sich aber gegen einen Angriff. Die Stadtteilversammlung von Exarchia hat beschlossen, den Repressions-Maßnahmen dauerhaft Widerstand entgegenzubringen. Nachts nehmen viertausend Jugendliche den Park in Lofos Strefi ein und feiern ein illegales, kostenloses Festival mit DJs, VJs und Bands. Zwischendurch demonstriert die Delta Force auf einschüchternde Weise ihre Gewalt, zieht aber wieder ab, ohne eine Straßenschlacht zu provozieren
. Die Stadteilversammlung hält weiterhin zweimal die Woche Proteste ab und bringt Tausende Menschen zusammen, die zusammen vom Exarchia-Platz zum Parlament und zurück laufen. Sie gelobt, solange weiter zu machen, bis die Polizeipräsenz zurückgenommen wird. Der Kampf geht weiter…