Ein kurzer Bericht über die vergangene Woche von Occupy Oakland
Zweite Räumung des Camps – 14.11.2011
In den frühen Morgenstunden am Montag (14.11.) führte die Polizei die zweite Räumung der Kommune von Oakland durch. Sie war wesentlich unspektakulärer als beim ersten Mal, wenige Hundert Camper und Unterstützer hatten ihre Posten bezogen und stundenlang innerhalb des von der Polizei abgesperrten Bereichs und unter der unbarmherzigen Ausleuchtung der Hubschrauber protestiert. Die Zahl der Protestierer schrumpfte bis 9 Uhr morgens auf ein paar Dutzend. Am nächsten Tag fand wie geplant eine große Kundgebung an der öffentlichen Bibliothek in der Innenstadt Oaklands statt, und anschließend zog eine Demonstration zurück zum Oscar Grant Plaza (OGP). Bei der Ankunft am OGP wurden keine Zelte aufgestellt, die Küchen wurden nicht wieder eingerichtet und es gab keine Bibliothek, keinen Umsonstladen und kein Sanitätszelt. Nach Anordnung der Bürgermeisterin sollte der Platz 24 Stunden am Tag für die Öffentlichkeit zugänglich sein, aber es werde kein Kampieren toleriert und der Platz werde die drei folgenden Tage unter polizeilicher Aufsicht stehen. Gleich neben der Schlammpfütze, die gewöhnlich unser sicherer, polizeifreier, öffentlicher Raum war, hielten wir unsere reguläre Montagabend-Vollversammlung ab, und dies unter den Augen von mehr als hundert Polizisten, die Gefangenentransporter bereit hielten. Ungeachtet dessen, wie niedergeschlagen und gebrochen man sich in diesem Moment fühlen konnte, war es nach allem, was wir durchgemacht hatten, schwer zu vergessen, dass das immer noch Oakland ist.
Am Dienstag marschierte ein Kontingent Oaklander vom OGP zum Sproul-Platz der UC Berkeley, um sich dem zweiten Versuch der Studenten anzuschließen, am Abend ihres campusweiten Streiks (zu dem am Abend ihres ersten Versuchs, ein Camp auf dem Platz zu errichten, aufgerufen worden war) ein Zeltlager zu errichten. Als der Zug an der durch die Studentenbesetzungen 2009 bereicherten Universität ankam, riefen sie „Hier kommt Oakland!“. Die Vollversammlung von Occupy California wurde von Tausenden besucht. Und sie errichteten ein Zeltlager und feierten bis spät in die Nacht. Die Polizeipräsenz war im Vergleich mit dem ersten Tag von Occupy California minimal. Die Aktivitäten dieses Tages überschatteten den weitgehend unbeachteten Tod von Christopher Travis, eines Studenten an der UC Berkeley, der am selben Tag von der Universitäts-Polizei erschossen worden war. (Angeblich, weil er eine Waffe auf dem Campus trug, die Einzelheiten sind jedoch unklar).
Die Mittwochversammlung arbeitete einen groben Plan für kommende Aktionen aus. Es wurde vorgeschlagen, ein Camp an der Kreuzung von 19th Street und Telegraph Avenue, wenige Straßen vom OGP entfernt, zu errichten, und diese Initiative wurde von einer wenigstens 250 Leute umfassenden Menge angenommen. Das war ein besonders kühner Vorschlag, da jedes Detail dieser Veranstaltung öffentlich bekannt war. Es war ein Zeugnis des kollektiven Selbstvertrauens und des Verlustes der Angst, von dem die Leute von Occupy Oakland durchdrungen waren.
Gegen 10.30 Uhr wurde die Aufmerksamkeit des neuen Camps darauf gelenkt, dass der Lautsprecherwagen (der während vieler Demonstrationen und während des Tags des Generalstreiks benutzt wurde) von der Polizei angehalten worden war. Das war eindeutig eine ungerechtfertigte Schikane, aber die Schweine benutzten als Ausrede ein lokales Gesetz gegen illegale Straßenrennen, um das Fahrzeug zu beschlagnahmen. Kampierende rannten im Versuch sie aufzuhalten aufgeregt zur Kreuzung 17th Street und Martin Luther King Way. Nachdem die Fahrer den Truck verlassen hatten, ging ein Cop rein, um ihn wegzufahren, aber die Menschen hatten das Fahrzeug umringt. Nur Minuten nach der Antwort der Genossen antwortete auch die Polizei – etwa 30 Bereitschaftspolizisten rannten auf die Genossen zu, die Schlagstöcke gezogen. Einer von ihnen fuhr in einem zivilen Ford Crown Victoria in zwei Leute rein und ließ sie, wenn auch nicht verletzt, so doch wütend zurück.
Einige Gedanken:
Occupy Oakland hat herzliche Solidaritätserklärungen und -aktionen sowie Inspiration von Genossen aus Chapel Hill, Seattle, Ägypten, Mexico, St. Louis und aus vielen anderen Orten erhalten. Es ist klar, dass Oakland ein Platz in den Herzen aller Rebellen weit und breit gefunden hat. Aber das ist nicht genug. Wir müssen uns selbst herausfordern, um unsere eigenen Medien zu schaffen und die beständige, sich gegenseitig tragende Kommunikation unter den Rebellen sicherzustellen. Widmet euch diesem Zweck kreativ und ohne in der Illusion befangen zu sein, wir könnten die Massenmedien eher unterwandern als die Bankindustrie, die Misere der Dienstleistungsarbeiten oder die Polizei. Mögen sich diese Kommunikationskanäle öffnen, wie die Venen und Gefäße unserer eigenen Körper es während der Gründung des Oscar Grant Plaza taten. Lasst uns unsere Gedankenprozesse und die praktische Anwendung unserer komplexesten Theorien und einfachsten Wünsche beurteilen. Wenn Dein Herz für die Kommunisierung der Welt schlägt, Du sie negiert oder vollständig in Trümmern sehen willst, dann weißt Du, dass Du Deine Revolution hier nicht finden wirst. Andererseits wird Deine abwesende Zukunft vielleicht in dieser Zeit weiter realisiert werden.
Wie bei den beeindruckenden Aktionen des schwarzen Blocks während des Generalstreiks am 2. November oder bei den spontanen Ausbrüchen dieses Abends, den Sprühereien, kleineren Plünderungen und dem Zerschlagen von Scheiben ist es wichtig, dass unsere Demonstrationen den kreativen Einsatz von Körper und Geist befördern. Samstagnacht beteiligten sich mehr als 500 Menschen daran, den Zaun um einen Bauplatz an der 19th Street/Telegraph Avenue niederzureißen. Die kollektive Wahrnehmung, dass diese Barriere zwischen den Oaklandern und einem leeren Platz zerstört werden kann, könnte sich wie ein Lauffeuer in Sekunden ausbreiten. Wo wir wirtschaftlich und emotional voneinander entfremdet sind, sind wir auch von unseren eigenen Körpern, unseren Wünschen, unserem individuellen und kollektiven Potential entfremdet. Viele in Oakland haben beschlossen, nicht weiter nach der Erfüllung ihrer grundlegendsten Bedürfnissen zu fragen. Freunde – Noch viel mehr bleiben lieber weg, in Abwesenheit einer Artillerie.
Wenn diese Bewegung wirklich verdammt ist, dann müssen wir sie an ihre Grenzen treiben, uns aus Raum und Zeit nehmen – nur für den Augenblick – und die beleidigende Fassade dieser Welt mit den Malen ihrer Zerstörung renovieren. Wir müssen uns auf das Morgen verlassen, wenn schon nicht für das Jetzt, dann für die Sicherheit des Netzwerkes der Rebellen. #Occupy ist ein perfektes Beispiel.
Keep in touch, anon
21/11/2011
Quelle: http://www.bayofrage.com/uncategorized/updates-and-thoughts-from-the-oakland-commune