Was lernen wir daraus?
Eine Mitteilung aus dem Jenseits gegen die Welt und die jenseitige „Linke“. Zum 56. Todestag von Benno Ohnesorg am 2. Juni 2023

Flugschrift mit einem Auszug aus Norbert „Knofo“ Kröchers Selbstbiographie bei der Veranstaltung zum Konspirationistischen Manifest im Jockel am 2. Juni. Weitere Zettel, Referate, Bericht und Kommentar rund um diese Veranstaltung gibt es hier.
… Was lernen wir daraus? Was ihr daraus lernt, weiß ich nicht; ich habe daraus diese Konsequenz gezogen: Vergiss die meisten der sich irgendwie „links“ Gebärdenden. Kritiker meinen, mit dieser Linken sei kein Staat zu machen. Ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil.
„Bio“ einkaufen, „vegan“ essen, aber zweimal im Jahr mit dem Billigflieger irgendwohin düsen und damit eine der weltweit größten Umweltsauerein unterstützen; das ist nicht nur Selbstbetrug, sondern blanke Heuchelei. Denn die Medaille hat zwei Seiten: Widerstand und Verweigerung. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar, nicht machbar. Verweigerung fängt beim Selbst an: Inwieweit bist du in der Lage, dich den kapitalistischen Verwertungsprozessen zu entziehen, nicht mehr mitzumachen. Es geht darum, Gegenmodelle zum Bestehenden zu entwickeln und – zu leben.
Stattdessen leiden sie wie die Tiere unter ihrem bestialischem Unvermögen, die Welt zu erretten. Ihre Reservate sind von Spitzeln durchsetzt und jeder Funken individuellen Glücks wird gnadenlos übelgenommen, Humor konsequent abgetrieben. Wer lacht, fliegt raus.
Egal wie großmäulig sie sich aufführen, die „Linken“ sind schon längst nicht mehr Teil der Lösung. Sondern Teil des Problems. Und das hat eine Hauptursache: Den Dogmatismus, diese Pest, in den Reihen der einst revolutionären Linken. Die kämpferischen Inhalte bleiben durch diesen quasi religiösen Wahn letztendlich auf der Strecke. Das ist u.a. die selbstgestrickte und freiwillig angelegte Zwangsjacke der „political correctness“. Hinzu kommt, und das ist nicht minder wichtig, die Abwesenheit jeder kritischen Theorie, des Ober- und Unterbaus, wie man will. Anscheinend bemüht sich kaum noch jemand, durch profundes Studium und Analyse der Verhältnisse eine Grundlage zu erarbeiten, die schließlich zur Basis für adäquates Agieren dienlich sein sollte. Selbst die kleinste Widerstandshandlung, potenziert zur massenhaften Aktion, macht Sinn, bringt Fortschritt, kann schließlich zu einem Eckpfeiler des Widerstands gegen die kapitalistische Pest werden – wenn sie aus sich heraus plausibel ist. Selbstvermittelt, ohne Agitation.
Doch davon sind wir meilenweit entfernt. Der erhoffte kommende Aufstand wird zwangsläufig zum Umsturz werden, der „die Linke“ kalt auf dem Klo erwischt, denn er wird von anderen Kräften bestimmt werden. Die Krise, die immer größere Teile der Menschen ins Elend katapultiert, den Planeten immer weiter ruiniert, wird – bei ihrer finalen Entladung – zwangsläufig in ein Regime führen, in dem „die Linken“ keine Rolle mehr spielen werden; weil sie nicht darauf vorbereitet sind, keine Antworten mehr haben, überrollt werden. Eine Diktatur mit bis dato unvorstellbarem Staatsterror wird die Zukunft bestimmen. Das ist das letzte Kapitel, das die kapitalistische Pest schreiben wird, die nur noch ein Ziel hat: sich selbst, d.h. die herrschenden Besitzverhältnisse, um jeden Preis zu erhalten.
Wer immer nur alles hinnimmt, duldet, verspielt nicht nur jede Möglichkeit zur Veränderung, sondern macht sich auch mitschuldig an den bestehenden Verhältnissen, an der apokalyptischen Zukunft. Daran ändert auch die ganze „linke“ Maulhurerei nichts. Die „Autonomen“, die „Antifa“, die „Überflüssigen“ und wie sich die ach so radikalen Gebärdenden nennen – sie haben längst den Kontakt zur Realität und damit zur Masse der Menschen verloren, sofern jemals vorhanden -, führen ein Nischendasein, verlieren sich in „Kampagnen“, die keine dauerhaften Ergebnisse zeitigen. Bestenfalls springen sie auf fahrende Züge auf, wo sie höchstens geduldet sind, aber nicht wirklich ernstgenommen werden, Partikularinteressen anderer Minoritäten temporär teilen dürfen. Wenn es z.B. um Flüchtlinge oder Zwangsräumungen geht. Oder wenn sie Sprachverhunzungen (großes „I“–Unterstrich für die bis dato in der Sprache unberücksichtigt gebliebenen Katzen und Hunde) mitverbreiten helfen dürfen. Auf diesen Nebenkriegsschauplätzen können sie dann ihre ganze Taliban-Mentalität austoben; die auch nur so lange anhält, bis sie zurück nach Westdeutschland gehen, um in Wanne-Eikel die Kunsthonigfabrik ihrer Eltern zu übernehmen. Oder in mehr oder weniger sinnfreien „Projekten“ zu landen. Oder um ihr weiteres Leben als Sozialhilfeempfänger zu fristen und sich in der geistigen und materiellen Armut auf Dauer einzurichten.
Vielleicht gab es nie eine „Linke“, aber es gab im letzten Drittel des letzten Jahrhunderts einen allgemeinen Aufbruch – nicht nur der Jugend und nicht nur der Studenten -, der die Gesellschaft insgesamt durchgelüftet hat. Einige der damaligen Fortschritte haben es bis heute geschafft; der größte Teil aber landete in den Mühlen der Machthaber, wurde bis zur Unkenntlich zerrieben, kanalisiert und letztendlich vermarktet. Wenn sich nur irgendwelcher Profit herausschlagen ließ. An der kapitalistischen Verwertung und damit Zerstörung einst fortschrittlicher Inhalte haben nicht wenige der der einstigen und heutige Protagonisten tüchtig mitgewerkelt. Das hat „die Linke“ nicht überlebt. …
KNOFO, Bewegung 2. Juni, 2016.
Für die Korinthenkacker – zitiert aus: Nobert »Knofo« Kröcher, K. und der Verkehr. Erinnerung an bewegte Zeiten, Erster Teil: 1950 – 1989, herausgegeben von Bert Papenfuß für Rumbalotte Prenzlauber Berg Connection e.V., Basisdruck: Berlin 2017, Prolog, S. 25 – 27.