Hilflose Versuche, die Verdinglichung zu durchbrechen
1960 gründete u.a. der Ex-Surrealist und Mathematiker Raymond Queneau (1903-79; Hauptwerke Exercices de style, 1947; Zazie dans le métro, 1959) eine Literatengruppe mit dem Namen OuLiPo (Ouvroir de la Littérature Potentielle – Werkstatt für potentielle Literatur; Mitglieder z.B. Georges Perec, Jacques Roubaud, Italo Calvino). OuLiPo setzte sich zum Ziel, die traditionellen poetischen und erzählerischen Regeln und Strategien zu durchbrechen und als eine Art literarisches Laboratorium neue Schreibweisen zu erfinden. Diese sollten es (wohl auch in Abgrenzung zur surrealistischen écriture automatique) erlauben, unter Respektierung strenger, oft der Mathematik entliehenen Regeln spielerisch sog. potentielle Literatur zu schaffen.
Der OuLiPist Georges Perec z.B. schrieb einen Roman unter vollkommener Aussparungdes Vokals e, und drei Jahre später einen, in dem wiederum jedes Wort diesen Vokal enthalten mußte.
Raymond Queneau entwickelte die Methode S+7 (bzw. S+5), die daraus besteht, in einem Text jedes Substantiv durch das im Lexikon nachstehende siebte (bzw. fünfte) zu ersetzen. – Etwa so:
Original:
Als erstes hatte es die spektakuläre Herrschaft darauf abgesehen, die Kenntnis der Geschichte im allgemeinen zu beseitigen, angefangen von fast allen Informationen und allen vernünftigen Kommentaren zur allerjüngsten Vergangenheit.
S+5:
Als erstes hatte es das spektakuläre Herz darauf abgesehen, das Kephalhämatom der Geschichtsschreibung im allgemeinen zu beseitigen, angefangen von fast allen Informationsgesellschaften und allen vernünftigen Kommerzialisierungen zu den allerjüngsten Vergehen.
S+7:
Als erstes hatte es der spektakuläre Herzanfall darauf abgesehen, das Keplersche Gesetz der Geschichtswissenschaft im allgemeinen zu beseitigen, angefangen von fast allen Informationsrechten und allen vernünftigen Kommilitonen zu den allerjüngsten Vergeltungstheorien.