An einige Studenten unter unseren Lesern (I)
Die Studentenjahre für jeden in die Gesellschaft Heineinwachsenden haben kaum irgendwie Bedeutsames aufzuweisen. Der Zuchtrute der Familie entlaufen, und in die Weide eines Berufes noch nicht eingepfercht, bedeutet das für die Studenten eine Fülle von Geschehnissen, die in ihrer Bedeutung überbetont werden. Sie vergilben mit dem Examen und sind schließlich völlig vergessen außer einer künstlich aufrechterhaltenen Tradition, an die sowieso niemand mehr recht glaubt. Kocht man solche Erinnerungen alle zusammen zu einem Brei und gießt das Wasser der Illusionen ab, so bleibt überall der gleiche Bodensatz, bei allem und jedem: Schlagschatten der Jugend, Nachwehen von Idealen, die in einer früheren Zeit geboren wurden, gerade noch angelernt, der Träger schon unfähig geworden, aufzustehen, zu kämpfen und Opfer zu bringen, ganz gleich für was und wen. (Franz Jung: Der Weg nach Unten)