SEID IHR SCHON TOT?
Was wollt ihr? Größere Käfige und längere Ketten?
Vor ein paar Wochen, am 3.7. demonstrierten in Berlin Idioten, Deppen, Irre – die Linken also – „für Demokratie“ in Griechenland, womit sie das nationalistische Syriza-Regime meinten. Unter den Linksdeutschen waren natürlich die widerlichen Parlamentarismus-Arschlöcher von „ums Ganze“ zu finden.
Bescheiden verteilte das BfmR an diesem Tag ein kleines Flugblatt, dessen Text und Layout wir hier dokumentieren
Wäre die Sache nicht so ernst, wir könnten nicht herzlicher lachen!
So aber können wir gar nicht genug saufen, wie wir kotzen möchten:
Diesen „Linken“, die sich europäische Visionen – solidarisch und demokratisch – wünschen, leiden am demokratischen Fieber und lindern es mit Moralin. Geht es nach ihnen, stellt sich Politik dar als willkürliche Entscheidungen einer bestimmten Richtung (Merkel, Schäuble, die Mastgans Gabriel). Dagegen quillt aus ihnen stets eine Anklage gegen den „Neoliberalismus“ also die Forderung nach staatlicher Zügelung eines irgendwie zügellosen Kapitalismus und damit die Befürwortung einer politischen Taktik, die sich in der Vergangenheit bereits blamiert hat und notwendigerweise in das mündete, was als Neoliberalismus gegeißelt wird.
Ausgerüstet mit gutem Willen, gehen diese „Linken“ auf dem Kopf, die Füße in die wolkigen Höhen ragend, aus denen sie der Wirklichkeit ihren normativen Trotz dekretieren wollen. „Mit den Füßen“ haben sie dann auch gedacht: „Nein, es soll nicht so sein!“ Und so machen sie fleißig Lösungsvorschläge, wie wir dieses Schlamassel der internationalen Wirtschaftsordnung irgendwie „demokratischer“ machen könnten. Also im besten Falle größere Käfige und längere Ketten! Warum zur Hölle sollten wir ein Systems reparieren, das uns zerstört?
Wie „Linke“ so sind, glauben sie sich immer noch ein wenig dümmer machen zu müssen, um noch einen Schritt weiter hinter der Wirklichkeit hinterher zu hinken. Als außerparlamentarischer Flügel der Linkspartei können sie sich nichts radikaleres vorstellen, als eine Volksabstimmung in Griechenland zu unterstützen, ein Manöver eines ohnmächtigen Staates. Man kann natürlich auch wie die Demagogin Wagenknecht einen Schuldenschnitt fordern. Niemandem scheint dabei aufgefallen zu sein, wie willfährig man sich damit zu den theoretischen Handlangern jener Kapitalistenbande macht, deren Forderungen so zumindest noch in realistischer Weise bedient werden könnten und die man davor scheinheilig verbal attackiert hatte.
Sie könnten einem schon Leid tun, diese Politikerinnen! Das Mitleid überlassen wir den „Linken“, deren Hauptantrieb überhaupt Mitleid zu sein scheint.
Wir dagegen haben kein Mitleid. Weder mit Syriza noch mit den von ihnen gedeckten griechischen Kapitalisten. Immer dann, wenn vom Volk die Rede ist, in diesem Falle vom Griechischen, sind die Schweinereien des sozialen Friedens in vollem Gange. Hat etwa Syriza die Zusammenarbeit von Bullenapparat und den faschistischen Schlägern beendet? Was haben sie getan, nachdem im Mai durch einen Brand in einer Ölraffinerie in der Gegend Aspropyrgos vier Arbeiter starben? Eine der zweitreichsten Kapitalistenfamilien, einer der größten Anteilseigner der Raffinerie, die den Unmut der Arbeiter auf sich zog (bei dem Brand versagte der Feueralarm), konnte sich dem Schutz der Bullen und Golden Dawn Schläger sicher sein.
Die „echte Demokratie“ (was auch immer echter ist als die Wirklichkeit) hat ihre Existenz im Himmelreich frommer Idealisten. Als Menschen aus Fleisch und Blut können wir uns nicht von Flausen ernähren. Die Aufgabe die uns die Wirklichkeit stellt, ist eine äußerst materielle: diese Wirtschaftsordnung zu überwinden oder uns weiter mit ihrer „Verbesserung“ herumschlagen zu müssen. Wollt ihr das?
Kapitalismus ist keine Veranstaltung einiger Gieriger und moralisch verdorbener Staatslenkerinnen. Dahinter steht kein moralisches Versagen, irgendetwas, was man besser machen könnte. Dahinter steht einfach und banal der materielle Verwertungszwang einer Wirtschaftsordnung, wobei alle Arbeitskraft mittelbar oder ganz unmittelbar nur für die Anhäufung von Profit angewandt wird, das Perpetuum Mobile der Kapitalakkumulation.
Lasst uns das Bewußtsein über unsere Stellung in dieser Gesellschaft, als Klasse der Produzentinnen und Produzenten organisieren. Als Ausbeutungsobjekte hat uns das Kapital bereits weltweit zugerichtet.
So liegen die größten Potenziale dort, wo die weltweite Bewegung des Unmuts am schwächsten, der Zusammenhang am brüchigsten ist: In den Fabrikbesetzungen, wilden Streiks, Plünderungen und praktischen Konfrontation mit den Schergen des Staates. Dort wurden die Grenzlinien des Klassenkampfes gezogen und die Frage nach der materiellen Organisation unseres Lebens wenn nicht gestellt, so zumindest angedeutet.
Die angeblichen starken Fortschritte über die sich unsere „Linken“ freuen, sind dabei ihre gröbsten Fehler: die Gründungen neuer Oppositionsparteien, die Forderungen nach politischen Reformen, das Occupy-Geschwafel von den 99%, das zu solch fruchtbaren Debatten führte, ob etwa die Polizei nicht auch Teil dieser ominösen 99% sei, das Gerede von Gier und Machtmissbrauch, das nur die andere Seite dieser Ordnung darstellt, die nicht naturgegeben ist: der ganze Müllhaufen der Weltverbesserer.
Lasst uns die Produktionsmittel aus den Händen der Kapitalistenklasse entreißen und zur Produktion für unsere Bedürfnisse verwenden!
Wir brauchen kein Kapital! Was wir brauchen sind Nahrung, Wohnung, Luxus!
Im Kapitalismus bedeutet der Einsatz von Maschinerie für alle Arbeitenden Arbeitslosigkeit, ein Übel, wobei doch gerade die Abwesenheit von Arbeit das Glück wäre!
Wir brauchen keine von der materiellen Produktion getrennte politische Gewalt! Lasst uns den Staat zerschlagen!
Brechen wir den sozialdemokratischen Konsens!
CLASSWAR WORLDWIDE! FUCK YOU!
3.7.2015