Kommunistischer Tresen XIV
Mit Lesung zu den Januarkämpfen 1919
Und donnernd dröhnt die Artill’rie,
Spartakus hat nur Infant’rie,
Granaten schlugen bei ihm ein,
die Noskehunde stürmen Büxenstein.
Kommt zum kommunistischen Tresen am 18. Januar 2019. Er findet statt, etwa 100 Jahre nach der Besetzung einiger Druckereien, Redaktionen, eines Telegraphenbüros und vor allem des Polizeipräsidiums durch revolutionäre Arbeiterinnen und auch Arbeiter in Berlin am 5. Januar 1919 und es wird daher eine Lesung zu dieser Angelegenheit geben. Anschließend feiern wir diesen aufrechten wie hilflosen Versuch der Verteidigung der Novemberrevolution und palavern die Fragen unserer Zeit. Leider können wir das Lied von Eisler zum Thema – Im Januar um Mitternacht (Büxensteinlied) – nicht singen, da es uns zu kompliziert ist. Wir singen aber wie immer einige andere Lieder.
Sicher ist man geneigt, die Besetzungen damals für einen Fehler zu halten, da sie recht einfach niedergeschlagen werden konnten und man vielleicht besser nur Schlachten schlägt, die man auch gewinnen kann. Aber sie wären nur dann ein Fehler gewesen, sagt wenigstens Rosa Luxemburg, „wenn es sich überhaupt um einen absichtlichen ‚Vorstoß‘, einen sogenannten Putsch“ gehandelt hätte. Statt dessen handelt es sich um die Spontanität und den letzte Rest von Ehre in einem vom Krieg geschundenen Land. Sogar einige agents provocateurs sollen geholfen haben, die Massendemonstration vom 5. Januar 1919 in die Besetzung einiger Kommunikationsknotenpunkte umzuwandeln. Dagegen trommelten die organisierten Gruppen erst spät zum Kampf. Man denke nur an den Aufruf: „Auf zum Generalstreik! Auf zu den Waffen!“, den revolutionäre Obleute, die USPD und die Zentrale der KPD verbreiteten – am 9. Januar. Überhaupt haben die organisierten Revolutionäre dieser Zeit die „allerelementarsten Regeln der revolutionären Aktion vernachlässigt“. Nicht nur wurde auf Propaganda verzichtet, sprich die besetzten Druckereien nicht ausreichend benutzt und die Telegraphen nicht zum Glühen gebracht, nein, man brach nicht einmal die Verhandlung mit dem Feind ab. Man denke da nur an die Haase-Leute, wie Oskar Cohn, die Zietz, Kautsky, Breitscheid und wie alle diese schwankenden Gestalten damals hießen. Und dann gab es keine Losungen, keine allgemeinen Parolen und schon gar keine Tagesanweisungen. Vergammelter Haufen! „Völlige Direktionslosigkeit“. Aber diese von Luxemburg sofort zu Papier gebrachte Kritik trifft eben nicht die Aktion, die wir feiern, sie trifft nicht die Arbeiter hinter den Barrikaden, sondern eher uns, die Salonkommunisten und auch Salonkommunistinnen. Wer also sind wir, zu kritisieren.
Außerdem feiern wir Rosa Luxemburg selbst, die umgebracht wurde, weil sie wusste, wie eine kommunistische Revolution vielleicht funktionieren könnte. Und die Reaktion wusste, warum sie diese Frau ermorden ließ! Dann feiern wir auch ihren zeitweiligen Lebensgefährten und Freund, Leo Jogiches, der die frisch gegründete KPD darauf übernahm und dafür nur zwei Monate später in den Hinterkopf geschossen bekam. Und natürlich feiern wir den standhaften Liebknecht.
Der Erlös der Bar geht zugunsten einiger im Rahmen der jüngsten ScharmützelAufstände in unserem Nachbarland angeklagter Franzosen unseres Vertrauens. Formez vos bataillons!
Kommunistischer Tresen, 18.1., Braunschweiger Str. 53, ab 20:00. Die Lesung beginnt um 21 Uhr!
Auf demselben Tresen wurde zwei Flugblätter über Rosa Luxemburg verteilt. Eines für Adorniten sowie eines für Praktiker.
Und wer davon nicht genug hatte, bekam dazu noch geballte 15 Seiten (A5) gegen Bini Adamczak.
Die Einahmen gingen an französische Genossen, denen dieser Brief zugesendet wurde.