Kommunistischer Tresen XXII
Kommt zum kommunistischen Tresen. Er ist gut für euch!
Und wieder ist ein kommunistischer Tresen in der Braunschweiger Straße 53/55. Wir trinken ein wenig Bier, während sich in Nordsyrien die Schlinge um die kurdische Arbeiterpartei PKK zuzieht. Deren syrischer Ableger hatte im Windschatten des Syrienkrieges bekanntlich eine Art demokratische Verwaltung aufgebaut und verteidigt, die erstaunlicherweise Liberale und Kommunisten, Antideutsche und Anarchisten, Antiimperialisten und Imperialisten zu beeindrucken vermag und in der demokratisch-kommunale Verwaltung aufgebaut und verteidigt, die sich den Sozialismus, die Befreiung der Frau und ein vernünftiges Verhältnis zur Natur nicht nur auf die Fahnen geschrieben hatte, sondern mitten im Bürgerkrieg auch gleich zu deren Umsetzung schritt. Kaum erstaunlich daher, dass dieser so waghalsige wie tapfere Versuch Liberale und Kommunisten, Antideutsche und Anarchisten, Antiimperialisten und Imperialisten zu beeindrucken vermag, konnte doch noch der Blindeste darin die tauglichste Alternative zum blutigen Gemetzeln zwischen Zentralstaat und Djihad erkennen und sei es ex negativo.
Nun droht die türkische Armee, unterstützt von einer großen Schar mörderischer Söldner und Djihadisten, Manbij (Minbic) und Kobane (Ain al-Arab) einzunehmen. Die M4 genannte Verbindungsstrasse wurde bereits vom Norden her abgeschnitten und so der Nachschub in diese Städte, sollte er nicht durch die von Damaskus kontrollierten Gebiete erfolgen. Im Grunde eine Wiederholung des Szenarios beim traurigen Fall von Afrin, mit dem Unterschied, dass sich die PKK diesmal – von den USA verlassen – eilig Damaskus andient, damit Verbände der weit gefassten syrischen Armee dem türkischen Einmarsch zuvorkommen. Der syrische Zentralstaat könnte so die Souveränität über ein verlustig gegangenes Territorium relativ stressfrei zurück erlangen. Die zähneknirschende Kapitulationserklärung der PKK gegenüber Damaskus ist schon draußen und die Konditionen werden nicht allzu Vorteilhaft sein. Unter Artillerie- und Luftbeschuß und mit einer übermächtigen Armee vor der Tür verhandelt es sich nicht unbedingt gut. Es drohen auf diese Weise die Ansätze eines demokratischen Konföderalismus in dieser Region unter die Räder der Großmachtinteressen zu geraten und damit der spezifische Inhalt, durch den sich diese Region und diese Partei eine gewisse Aufmerksamkeit verdiente. einen Platz in der Geschichte der Emanzipation erkämpfte.
Aber dieser Ausflug in die Welt der bewaffneten Politik soll uns nicht vom Singen abhalten und nicht vom Palaver. Eventuell wird es allerdings irgendeinen Input zu der misslichen Lage der PKK geben. Der Erlös des Tresens trägt andererseits wie das letzte Mal dazu bei, die Gerichtskosten wegen des großen Gedrückes in der Skalitzer Strasse im letzten Jahr zu tragen. Damals kam es zu einer unwesentlichen und polizeiprovozierten Auseinandersetzung zwischen einem Haufen Anarchisten und einigen Bereitschaftspolizisten im Rahmen einer dieser hashgetaggten Besetzung. Die Anarchisten haben sich nicht gleich wegschieben lassen und standen eigentlich ganz gut, nicht zu offensiv und nicht zu defensiv. Alles in allem eine Bagatelle im demoerprobten Berlin und die latente Unruhe sofort wieder im Trott, nachdem es einige Festnahmen gegeben hatte. Aber diese Bagatelle hat es in den nationalen Verfassungsschutzbericht geschafft und einige gute Leute auf die Anklagebank. Insbesondere wurde mit einem jüngst verschärften Paragraphen experimentiert, der nun bei gemeinschaftlichem Handeln dem Widerstand mehr Schwere zugesteht. Daher gab es für eine Genossin gleich eine Haftstrafe auf Bewährung wegen eines ihr vorgeworfenen Tritts gegen ein Polizistenschienbein. Wobei es wohl Revision geben sollte. Hier nochmal die Prozessberichte (http://magazinredaktion.tk/gerichtsreport_zwei.php) und der Soligruppe Skalitzer (https://soligruppeskalitzer.noblogs.org).
In diesem Sinne: Lebt und lest Adorno! Apo!
Jin, Jiyan, Azadi! (Anm.: Der alberne Spruch fehlte in der ursprünglichen Fassung)
18.10.2019, 20 Uhr, Brauni
(Braunschweigerstraße 53/55)
Auf diesem Tresen lag ein Zettel mit sowohl einem kurzen Lagebericht zur Schlacht in Nordsrien wie einer Erklärung eines PKK_Kommandanten aus.Flugschrift verteilt.
Außerdem lag der erwähnte, zeite Gerichtsreport aus.
Alternativ wurde mit folgendem Plakat für den Oktobertresen geworben: