Drei Veranstaltungen im Laidak.
Brüggemann, Schittko & Danquart/Papenfuß
I. Dietrich Brüggemann liest aus seinem Roman „Materialermüdung“
Ein Roadtrip auf Deutschlands Straßen mit drei ungleichen Freunden, die dem Paradies entkommen sind und im Vorhof der Hölle landen.
Als Jacob und Maya von Jacobs Vater aus seinem Garten herausgeworfen werden, ahnen sie noch nicht, dass dies der Anfang vom Ende ist – vom Ende ihrer Beziehung, aber auch vom Ende der Welt. Gemeinsam mit ihrem Freund Moses navigieren sie einen Herbst lang durch die Untiefen eines Lebens zwischen Kulturszene, Social Media, künstlicher Intelligenz und postmoderner Ellbogengesellschaft. Doch spätestens, als Moses sich auf Twitter anmeldet, um dort seine verschollene Schwester zu suchen, wird deutlich, dass das Leben der drei Freunde sich mehr verändern wird, als sie es ahnen. Denn die geplante Obsoleszenz, aufgrund derer heute jedes Gerät nach vier Jahren den Geist aufgibt, hat schleichend die ganze Welt befallen, und eine große Materialermüdung breitet sich aus. Also kämpfen die drei in einer zerfallenden Welt um das, was ihnen wichtig ist: Ihre Freundschaft, ihre Familien, ihre Liebe – und die Menschheit, die sich stets Geschichten vom eigenen Untergang erzählt und sich darin immer wieder neu erfindet.
Dietrich Brüggemann, Filmregisseur und Musiker, drehte Musikvideos und Kinofilme und drei erfolgreiche „Tatorte“. Im April 2021 gehörte er zur Gruppe hinter der Videoaktion #allesdichtmachen, die die deutsche Coronapolitik satirisch aufs Korn nahm und das Land in große Aufregung versetzte. Schon vor dieser Zeit war er aber gern als lesender Cafébesucher im Laidak, und so freut er sich sehr, als lesender Autor wiederzukommen. Sein Roman handelt übrigens nicht von Corona, sondern spielt im Jahr 2019 und handelt von der Welt, wie sie zu diesem Zeitpunkt war.
Sonntag, 4. Dezember 2022 • 19 Uhr
II. Clemens Schittko: »Artaud ist tot« (Buchvorstellung)
Unermüdlich sortiert Clemens Schittko den Müllhaufen der Sprache. Marx’ zu Tode zitiertes Bonmot, man müsse den Verhältnissen ihre eigene Melodie vorspielen, um sie zum Tanzen zu bringen – in Schittkos Gedichten fände es einmal seine Erfüllung. Im manischen Ordnen der Dinge wird ihre Ordnung brüchig, in der Entleerung der Phrasen und Begriffe – durch Wiederholung, Variation, Rhythmisierung – tritt ihre versteckte Bedeutung hervor. Doch Schittkos Montage-Texte entstellen die Phrasenhaftigkeit der Welt nicht nur ideologiekritisch zur Kenntlichkeit, sondern setzen auch ihre unfreiwillige, groteske Komik frei.
Über den Autor:Geboren 1978 in Berlin (Ost). Ausgebildeter Gebäudereiniger und Verlagskaufmann. Arbeitete u.a. als Fensterputzer, Kirchwart, Gärtner, Empfangskraft, Lektor und Lagerarbeiter. Er lebt in Berlin-Friedrichshain. Sein neuer Gedichtband »Artaud ist tot« ist soeben im XS-Verlag erschienen.
Mittwoch, 7. Dezember 2022 • 19 Uhr
III. Filmvorführung mit Didi Danquart und Bert Papenfuß: Knofo – Ein Fragment (68 min., 2020)
Gesprächssplitter aus einem Filmprojekt namens ARTUR, welches 1986 den Versuch ehemaliger Mitglieder der Medienwerkstatt Freiburg (Didi Danquart, Harry Stürmer, Detlef „Detta“ Schäfer) dargestellt hat, die Geschichte des bewaffneten Widerstandes in der BRD visuell und authentisch zu rekonstruieren. Norbert „Knofo“ Kröcher war ein wichtiger Zeitzeuge dieser Entwicklung und letztlich der „casus belli“ für das Scheitern dieser politischen Unternehmung. Didi Danquart wird an diesem Abend anwesend sein.
Montag, 12. Dezember 2022 • 19 Uhr
• Schankwirtschaft Laidak • Boddinstr. 42/43 • Berlin-Neukölln