Miniausnahmezustand in Neukoelln
Das F54-Kollektiv betreibt eine kleine Lokalität in der Friedelstrasse 54. Dort können sich die Radikalen treffen und brauchen dafür keine Miete abzudrücken. Es handelt sich um ein Infrastrukturprojekt. Insbesondere hatte dort auch einige Jahre der „Club für sich“ stattgefunden, den einige Leser dieser Seite vielleicht noch kennen. Alles in allem ein ganz praktischer Laden mit allen Schwächen und Gebrechen der gegenwärtigen Opposition.
Am 3.6. gab es in der Friedelstrasse 54 eine Veranstaltung für eine antifaschistische Demonstration draußen in Dunkeldeutschland. Daher gab es auch Polizisten in Zivil, mit einem Auto und Fotoapparat, um diesen potentiellen Unruheherd zu überwachen. Die Antifaschisten hätten dann Aufkleber verklebt und gegen die Zivikarre getreten und dann eskalierte die Lage irgendwie mit dem Resultat, dass eine halbe Einsatzhunderschaft der Aufstandspolizei einem Aufgebot von 100 Protestanten gegenüberstand. Der Stützpunkt wurde umstellt, durchsucht und die Personalien aller in dem Ladenlokal Anwesenden aufgenommen. Es drohen ihnen nun einige Anzeigen. Die beobachtende Menge war entgegen der Tazberichterstattung nicht gar so fidel, nämlich eher ohnmächtig, da man dem Treiben der Bewaffneten nichts entgegensetzen konnte. Aber es kam immerhin Rock ‚n Roll aus einer anliegenden Wohnung und der Laden gegenüber hatte ein schüchternes A.C.A.B.-Schild angebracht. Die Polizei hat so ihren Job ohne weitere Störung durchgeführt und auch die Protestanten weitgehend in Ruhe gelassen. Als die Einheit abgefahren war, gab es noch den Versuch einer Spontandemo, die aber von den zurückkehrenden Bullen durch kläffen und brüllen sofort wieder zerstreut wurde. Aber die Idee, bei solchen oder anderen Gelegenheiten zusammenzuströmen, ist natürlich gut und könnte zu ordentlicher Unruhe im Kiez führen, wenn nur etwas mehr Leute den Weg finden würden…