20 Jahre Bombardierung Jugoslawiens
Und Hinweis auf eine Veranstaltungsreihe in Weimar
Vor zwanzig Jahren bombardierte die NATO den Serbien genannten Rest der seit 1991 zunehmend zerfallenen Republik Jugoslawien. Die linke Welt schien damals noch in Ordnung. Zwar schon von der Implosion des Staatssozialismus und der eindrucksvollen Sprengung des Iraks verwirrt, geriet man doch im Verlauf der Eskalation in Jugoslawien gewohnheitsgemäß in eifrigen Streit, was man mit diesem nun auch deutschem Waffengang eigentlich anfangen solle. Im Tiamat erschien „Serbien muss sterbien“ und bei Konkret „Bei Andruck Mord“. Die Trampermänner übten sich in kritischer Geopolitik, Sir Robert Kurz widersprach. Clemens Nachtmann versuchte eine irgendwie negative Synthese beider Positionen. Ernst Lohhof schrieb seinen Beitrag zur Geschichte Jugoslawiens und die Antiimperialisten analysierten die drei Griffe Deutschlands nach Weltmacht. Die Bahamas widmete sich kurzfristig keinem anderen Thema und suggerierte einen Hauch von Ausnahmezustand. Jürgen Elsaesser schoss seine polemischen Pfeile. Der Streit zwischen Antinationalisten und Republikanern deutete sich an, indem man über die Teilnahme serbischer Nationalisten an Kundgebungen stritt oder genauer um die Einordnung des Sozialdemokraten Milosevic, seinerzeit der Präsident von Jugoslawien. Selbst die Jungle World druckte eine gelungene Collage der Kriegspropaganda, gestyled im Layout der Bild und die Titanic hatte ihre Kriegsausgabe. Aber die praktische Resonanz dieser eifrig geführten und schnell vergessenen Debatten war gering und kein Zufall, dass etwa die legendäre AA/BO keine Position bezog.
Und so deutete sich in der letzten großen Debatte unter deutschen Kommunisten damals schon die absolute Sprachlosigkeit dieser Richtung an, die dann etwa die Bombardierung Libyens 2011 oder den Miniaturweltkriegs in Syrien charakterisierte. Man ist ja schon dankbar, wenn der Geopolitologe Jörg Kronauer einige Infos halb sortiert publiziert. Nichts ist so sehr auf den Hund gekommen, wie ein Verständnis des Imperialismus, dieser lang gedehnten Phase sowohl der Stagnation und Fäulnis des Kapitalismus.
Wer in Weimar wohnt kann sich dort Vorträge einer „Veranstaltungsreihe zur Geschichte der Jugoslawienkriege und ihrer künstlerischen und subkulturellen Verarbeitung“ anhören.
Und weil es passt, sei nochmal,auf Wolfgang Pohrts Texte zum Ausbruch des Jugoslawienkrieg verwiesen, die hier als PDF-Scans erhältlich sind.