Texte
Einige Texte, deren Verbreitung vielleicht wünschbar ist.
1. Mai Berlin: Mild wie Omikron
Nebst Dokumentation eines Flugblatts
Ein Ei auf die Bürgermeisterin war vielleicht noch das bemerkenswerteste Ereignis des diesjährigen 1. Mai, wenn es auch nach Berufsaktivismus riecht und nicht getroffen hat.
Ansonsten gab es mittags die linke Querfront der Aufrechten im Wedding. Vorneweg die Freie Linke mir ihren roten und schwarzen Fahnen, dann die Basis mit bunten Streifen und hinten der berüchtigte Kapitän Future mit mäßiger Musik. Am Rand ein paar Kinder mit dummen Sprüchen.
Vier Notizen Pohrts
Aus Anlaß des Erscheines seiner Werkausgabe
Die Werke von Wolfgang Pohrt sind nun herausgekommen. 12 Bände mit hässlichem Plastikeinband, der auch noch an die Marx-Engels-Werke erinnern soll. Why ever. Aber seine Essais, Bücher, Interviews und Glossen sind vollständig gesammelt, und so ist es gut, dass sich Klaus Bittermann die Mühe gemacht hat. Im Folgenden seien exemplarisch vier im zuletzt erschienenen Band 9 zum ersten Mal veröffentlichte Notizen aus den Jahren 2015/16 dokumentiert. Es geht um Genderquark und Flüchtlinge.
Hans Zeller: Referat bei einer Buchvorstellung im West Germany
Während der alte Westen gerade einige politökonomische Purzelbäume schlägt und etwa der eurasische Faschist Alexander Dugin spotten kann, dass "sich die westlichen Demokratien rasch in geschlossene totalitäre Gesellschaften verwandeln", melden sich die Vertreter der kritischen Theorie in Deutschland zurück. In einem Akt der „Solidarität mit Metaphysik im Augenblick ihres Sturzes“ gaben sie das Buch "Ultima Philosophia" heraus, mit allerlei nachdenklich-akademischen Essais. Dasselbe wurde am 29.9. im West Germany vorgestellt, unter anderem durch das hier dokumentierte, auf seinem Beitrag aufbauende Referat von Hans Zeller.
Pfingstbotschaft in drei Teilen
Und Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden und aß Heuschrecken und wilden Honig. Und er predigte und sprach: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber der, der stärker ist als ich; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste; und er war in der Wüste vierzig Tage.
Halle braucht das schiefe Haus
Kundgebung vor dem Amtsgericht in Halle an der Saale
Man soll differenziert sein, gerade in heutigen Zeiten. Bei vielen unserer modernen Wohnparzellen kann ein Umzug nicht schaden; und wenn die Mieten an die Eigentumsbestien nicht steigen würden und es geeignete Häuser gäbe: Ein Tapetenwechsel ist wahrscheinlich niemals falsch. Dann wieder gibt es Räume, an denen so ein wenig Tradition haftet, dass man sie nicht beliebig verpflanzen kann, und, schlimmer noch, die in unserer Welt gar nicht so leicht zu verpflanzen sind, da die Eigentumsbestien ja leider doch ein Auge drauf haben.
„Wohnen gut, alles gut“
Über das Ende eines "Wohnprojekts" in Halle. Von Quextrott Feeper
„Wie ihr hier sitzt, seht ihr aus wie ein Sinnbild von Freiheit und Glück“ – so äußerte es ein Passant an der Ecke Breite Straße / Laurentiusstraße, als dort an einem sonnigen Sommervormittag ein paar Gestalten vor dem Eckhaus saßen und dabei nichts taten, als Kaffee zu trinken, Zigaretten zu rauchen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Freiheit und Glück haben keine festen Refugien, lassen sich nicht auf Inseln oder in „Freiräumen“ dingfest machen – sie sind in den Verhältnissen, in denen wir leben, flüchtig und situativ. Vielleicht sind es aber gerade deshalb flüchtige und unverbindliche Zusammenhänge, in denen sie als Momente häufiger zu finden sind.
Heraus zum Fest!
Das Syndikat soll bleiben!
Allgemein gesprochen ist es immer seltsam, wenn eine gut laufende Einrichtung nur deshalb schließen muß, weil eine Eigentumsbestie das so will. Im Fall des Syndikats muß man dazu sagen, dass es im Prinzip genug öffentliches Interesse gibt, diesen Laden zu erhalten. Selbst der dahergelaufene Kultursenator Klaus Lederer sieht das so, aber auch Sibylle Berg, Nina Hagen oder Elfriede Jelinek. Letztere ist immerhin Nobelpreisträgerin. Dazu viele andere sogenannte Kulturschaffende. Selbst Didier Eribon oder das lächerliche Bummbumm-Label Audiolith (Egotronic). Außerdem haben zahlreiche Kleinbürger des Schillerkiezes bekundet, dass sie diesen Laden erhalten sehen wollen, da sie gute Menschen sind oder wissen, dass es ihr Laden ist, der als nächstes schließen muss.
Von linken Waschzwängen und schmutzigen Methoden
Nebst einer ersten Skizze zu einer Metzgeroperette
Der kommunistische Tresen hatte das Glück, die Coronakrise schon ohne Corona durchgemacht zu haben. Social Distancing wurde in diesen Kreisen konfus betrieben, bevor es als Hashtag überall verbreitet wurde. Einfach, weil man einander plötzlich nicht mehr riechen mochte. Insbesondere trat die Frauenantifa Nemesis in Erscheinung, den Kommunistischen Tresen unter denjenigen zu verschreien, die eben noch gut gelaunt ihr Bier auf eben diesem Tresen tranken. Und so konnte man in diesem Kreis schon über Waschzwang reden, bevor er als staatlich befohlenen Neurose endgültig allgemein wurde.
(Der folgende Betrag einer Genossin, erschien zunächst auf diesem Facebook, nachdem dort die den Tresen bislang lose organisierenden Individuen aufgefordert wurden, den Text der Fantifa zu kommentieren. Allerdings wurde er mitsamt des Threads von einem selbsternannten Miniwächter der Ordnung gelöscht.)
Gespräch unter vier Augen
(Anläßlich des Todes von Hermann Ludwig Gremliza)
A: Gremliza ist tot.
B: Ach ja? Und mit ihm seine Zeitung?
A: Sie braucht zumindest einen neuen Herausgeber.
B: Die Redaktion könnte das kollektiv erledigen.
A: Das wäre der Untergang dieser Zeitung.
B: Wie das?
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