Horst Pankow
Gaza, Hamas und der Wunsch zum Töten
In dem US-amerikanischen Spätwestern „The Missouri Breaks“ (dt. „Duell am Missouri“) von 1976 gibt es eine seinerzeit als schockierend wahrgenommene Szene. Die Kamera fixiert das Gesicht eines schlafenden Mannes. Plötzlich reißt er die Augen auf, man glaubt Panik darin zu erkennen. Dann ertönt eine Stimme: „Weißt du, warum du aufgewacht bist? Ich habe dir gerade die Kehle durchgeschnitten.“ Das war abstoßend, ekelhaft und das sollte es auch sein. Vor allem: Es handelte sich um eine gespielte Szene in einem Spielfilm. Der linksliberale Regisseur Arthur Penn hatte sich nach seinem Erfolg „Bonnie & Clyde“ (1967) darauf verlegt, Dummheit und Brutalität in der Geschichte seines Landes, die diese genauso prägend durchzogen wie die Geschichte auch anderer Nationalstaaten, nur dass in diesem Fall die schlimmen Dinge vor der ideologischen Kulisse eines schon seit 1776 geltenden konstitutionellen Glücksversprechens sich darstellten, als Voraussetzung der als Misere empfundenen Gegenwart zu inszenieren. Das Kehledurchschneiden in den „Missouri Breaks“ spekulierte also durchaus im Sinne des Aristotelischen Theaters mit einem katharrtischen Effekt beim Publikum, das die Kinosäle geläutert und mit dem Vorsatz, so etwas künftig nicht mehr dulden zu wollen, verlassen würde.
47 Jahre nach der filmischen Schockszene aus den „Missouri Breaks“ wird ein internationales Publikum, das eigentlich mehr ein Auditorium ist, mit einem anderen Akt menschlicher Selbstentmenschung konfrontiert. Mitte Oktober 2023 zeigten verschiedene TV-Nachrichtenkanäle wie ein Mann, es handelt sich um den israelischen UN-Botschafter, vor einem Gremium offenbar gewichtiger Leute, es handelt sich um einen Ausschuss des UN-Sicherheitsrats, auf den Play-Knopf eines Funktelefons drückt, aus dem dann der Mitschnitt eines Telefongesprächs zu hören ist. Nicht gespielt, völlig real. Ein offenbar jüngerer Mann telefoniert mit seinen Eltern, beide Seiten sprechen Arabisch, das mittels Untertiteln auf Englisch präsentiert wird. „Vor mir“, sagt der Mann zu seinen Eltern, „sitzen zwei dicke fette Juden“ und fragt: „Soll ich ihnen die Kehle durchschneiden?“ Bis hier könnte alles noch traditioneller, voraussehbarer Dramaturgie folgen. Die Eltern, würde man nun erwarten, forderten ihren Sohn nachdrücklich auf, mit dem Unsinn aufzuhören, sein Messer einzustecken und sofort nach Hause zu kommen. Stattdessen ertönt seitens der Eltern mehrfach „Allahuakbar, Allahuakbar …“ Dann schreit die Mutter: „Du bist ein guter Sohn, ein guter Sohn“, und der Vater sekundiert: „Allahuakbar, Allahuakbar!“ Nun spricht wieder der Sohn: „Ich habe gerade einem der beiden Juden die Kehle durchgeschnitten.“ Der Vater gerät nun ganz aus dem Häuschen: „Allahuakbar, Allahuakbar“, seine Stimme überschlägt sich, fängt sich bald wieder und stellt fest: „Guter Sohn, du bist ein guter Sohn. Glaube mir, ich wußte immer, du bist ein guter Sohn. Allahuakbar!“ Hier bricht die Berichterstattung der vom Verfasser geschauten TV-Nachrichtenkanäle ab. Und selbstverständlich blieb die Intervention des israelischen UN-Botschafters, gegen den offensichtlichen Pogrom fanatischer Islamisten gegen wehrlose Juden erfolglos.
Seit Gründung des Staates Israel sind Juden nicht mehr wehrlos. Um so mehr richten sich Hass und hassgeleitete Energie zeitgenössischer Judenfeinde gegen den jüdischen Staat. Dieser garantiert mit seinem Territorium und seiner Militärmacht für die physische Sicherheit von Menschen, die vor der Staatsgründung in der Wertehierarchie des Okzidents wie des Orients als grundsätzlich verachtenswert, schützens- und lebensunwert platziert waren. Der traditionelle christliche und islamische Judenhass hatte sich im Zuge von Aufklärung, Säkularisierung und Demokratisierung der Staaten und Gesellschaften in ein ausschluß- und tötungswilliges System, den Antisemitismus, transformiert. In Verbindung mit den biologischen Rassenlehren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die durchaus für die damaligen Gesellschaften als majoritär-anerkannt gelten können, war es der eliminatorischen deutschen Version während des 2. Weltkriegs gelungen, durch Aufbau und Betrieb eines europaweiten Vernichtungsunternehmens den Tötungswillen eines gedanklichen Systems auch industriell umzusetzen und innerhalb weniger Jahre etwa 6 Millionen Menschen zu ermorden. Und bekanntlich hatten ja auch die alliierten Feinde Nazideutschlands sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wenn es darum ging, die von Vernichtung Bedrängten aufzunehmen, zu schützen und zu befreien. Die Gründung des Staates Israel stellte insofern eine Wende in der Weltgeschichte dar, als nun die bis dahin Ausgestoßenen und Verachteten, die auch von den Anhängern säkularer Weltverbesserungslehren wie Demokratie, Sozialismus und Kommunismus, nicht mehr als bestenfalls Beileidsbekundungen zu erwarten hatten, ein handfestes Bis hierher und nicht weiter in die politische Praxis qua materieller Gewalt umsetzten. Mag der israelische Staat seinen Bürgern auch dieselben wirtschaftlichen und politischen Anforderungen, Zumutungen und Opfer abverlangen, die Staaten nun einmal von ihrem menschlichen Lebendfutter erwarten, niemand wird dort in Angst und Schrecken versetzt, weil er/sie von Antisemiten als jüdisch identifiziert wurde.
Tatsächlich? Nach dem 7. Oktober sind gelegentlich Zweifel an dieser Gewissheit geäußert worden. Und auch der oben erwähnte israelische UN-Botschafter sprach ja von einem Pogrom. Das seltsame Wort hatte sich seit dem 19. Jahrhundert mehr und mehr als Synonym für sanktionslose und massenhafte Übergriffe, inklusive Brandstiftung, Vergewaltigung und Mord, auf jüdische Minderheiten verfestigt. In den seinerzeit zum zaristischen Russland gehörenden Territorien der heutigen Staaten Litauen, Polen und Ukraine sowie in Russland selbst, gehörte mancherorts der/das Pogrom bis zum 1. Weltkrieg, und mancherorts auch darüber hinaus, für die jüdische Bevölkerung zu den Schrecken des Alltagslebens. Mehrheitlich von Juden bewohnte Stadtviertel, auch Dörfer, wurden vom judenhassenden Mob gestürmt, der daraufhin es sich auf seine Weise gut gehen liess. Bestens gelaunt, mit reichlich Alkohol versorgt, plünderten anständige Bürger, fleißige Landarbeiter und Kleinbauern, Gebildete wie Analphabeten, Dorftrottel ebenso wie Lokalphilosophen jüdische Wohnungen, Geschäfte, Synagogen und andere Einrichtungen. Jüdische Frauen und Mädchen galten im allgemeinen Einverständnis der Angreifer als für Vergewaltigungen und Mißhandlungen Freigegebene. Die Ehefrauen und älteren Töchter der Pogromisten befanden sich in der Regel am Rande des Geschehens, hinter den Reihen der dort zur Sicherung der öffentlichen Ordnung postierten staatlichen Exekutivkräfte feuerten sie ihre Ehemänner und Väter bei ihrem Zerstörungswerk an. War eine Feuerwehr vorhanden, war sie selbstverständlich auch anwesend, schließlich sollte ein Übergreifen der Feuer auf nichtjüdische Gebäude verhindert werden.
Der/das Pogrom bewirkt zweierlei: Erstens die Geburt der späteren faschistischen Volksgemeinschaften aus der Praxis des gemeinsam begangenen Verbrechens, und zwar nicht irgendeines Verbrechens, sondern eines, dessen Dimensionen so gewaltig sind, dass sie sich gewöhnlichen Erklärungs- und Rechtfertigungsversuchen entziehen, die Verbrecher also nur gemeinsam zur Hölle fahren können oder aber die gesamte Welt in die Hölle zu verwandeln, in der sie sich bereits befinden. Zweitens die Erzeugung eines Angst- und Schreckenskontinuums für die Verbrechensopfer, indem diese qua Ankündigung einer Fortsetzung versetzt werden, jedes/jeder Pogrom ist auch stets die Ankündigung weiterer in Gegenwart und Zukunft.
Ein solches Kontinuum aus Angst und Schrecken sollte durch die Gründung des Staates Israel beendet werden. Jeder antisemitische Mörder, ob als Einzelperson, Gruppe, Organisation oder Staat sollte an den Grenzen Israels gleichsam seine/ihre eigenen Grenzen erfahren, entweder mittels unmittelbarer Tatvereitlung durch israelische Sicherheitskräfte oder durch eine Bestrafung nach vollzogener Tat, die ihre Effektivität vor allem in einer wirksamen Abschreckung von Folgetätern entfaltet. Für letzteres können die Aktivitäten zur Bestrafung der Planer des Olympiamassakers in München 1972 als Beispiel gelten, die Steven Spielberg in dem Film „Munich“ auf eindrückliche Weise nachinszeniert. Doch die Effektivität einer Abschreckung durch die glaubhafte Androhung schmerzhafter Vergeltung hat ein irgendwie rationales Funktionieren der Gehirne potentieller Täter zur Voraussetzung. Die Gehirne der Hamas-Monster von letzten Oktober funktionieren ganz offensichtlich anders.
In der Tat haben jene Kommentatoren recht, die das Geschehen vom 7. Oktober als das schlimmste Verbrechen an Juden nach dem Holocaust bezeichnen. Es ist also mehr als Pogrom. Ein Unterschied zu den aus der Geschichte bekannten Pogromen besteht zunächst in seiner umfassenden filmischen Dokumentation. Anders als vielleicht zu erwarten, verschonten die am Morgen des 7. Oktober nach Israel eindringenden palästinensischen Männer sämtliche am Grenzzaun und in den später besetzten Orten und Kibbuzim angebrachten Überwachungskameras. Nicht wie gewöhnliche Mörder wollten sie ihre Taten der Öffentlichkeit verbergen, diese Leute wollten gesehen werden und hatten überhaupt nichts verbergen. Auf den Aufnahmen erkennen wir hunderte relativ junger Männer in offenbar gelöster Stimmung, sie tragen Freizeit- und Sportklamotten, einige halten Macheten oder Schußwaffen in den Händen, winken damit in die Kameras – und ein jeder hat sein Handy dabei & filmt & filmt drauflos, wie es von ihm erwartet wird. Daraus ergibt sich ein weiterer Unterschied zu den Pogromen der Vergangenheit: Die weltweite Sichtbarkeit der Gräuel durch digitale Distribution. Direkt am Ort des Verbrechens werden die Aufnahmen in sogenannte soziale Netzwerke eingespeist, werden über Insta- und Telegram global an Freunde, Verwandte und andere Komplizen verschickt. Mit den Aufnahmen auf ihren Handys begeben sich nicht nur in Berlin Anhänger und Sympathisanten auf die Straßen, zeigen den Passanten stolz die Aufnahmen und bieten Süßigkeiten als islamisches Symbol großer Freude an. Nicht nur in Berliner Schulen, Unis und Shisha-Bars kursieren die Schreckensbilder bis dato als Zeugnisse islamistischen Triumphs.
Natürlich stellen auch die Masse der beteiligten Pogromisten und ihr recht großer Aktionsradius Unterschiede zu den aus Osteuropa bekannten Pogromen dar. Umfangreich vorbereitet und quasi militärisch präzis durchgeführt, unterscheidet sich das Vorgehen der Hamas von den häufig durch Stimmungen ausgelösten und durch solche auch wieder beendeten Pogromen der Vergangenheit ebenso wie die hohe Zahl der Ermordeten. Innerhalb von etwa zwölf Stunden wurden etwa 1400 bis 1500 Menschen bestialisch zu Tode gebracht und etwa 240 als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt. Doch der eigentliche, entscheidende Unterschied zwischen dem islamischen Hamas-Treiben und dem ihrer römisch-katholischen und russisch-orthodoxen Vorgänger bei den osteuropäischen Pogromen vor der russischen Revolution besteht in einer wahnwitzigen Grausamkeit, die sich ausführlicher Beschreibung schier entziehen will.
Die im Alltag oft achtlos benutzte Gebrauchsmetapher von etwas Unbeschreiblichem zeigt hier mit Nachdruck ihre vielfach unterschätzte Bedeutungsmacht: Die Finger kreisen folgenlos über der Tastatur, unfähig aus Typensalat sinnhafte Wörter zu formen. Das Denken will sich seinem Objekt enziehen und lieber erstmal mit Umschreibungen beginnen. Wie zum Beispiel dieser hier: Die deutschen Nazis während des 2. Weltkriegs sollen manchmal vom Treiben namentlich ihrer kroatischen und ukrainischen Helfer bei der „Endlösung“ dermaßen angewidert gewesen sein, dass sie drohten, diesen Leuten die Mitarbeit bei der Judenvernichtung zu entziehen. Sie, die sie Massenmord am liebsten mit den „unpersönlichen“ Mitteln der Schußwaffen, des Giftgases und des Feuers betrieben, mochten offenbar nicht so gern in blutende Fleischwunden blicken. Selbst der Dr. Mengele hat seine Experimente an lebenden Menschen nie mit einem persönlichen Hang zu so etwas begründet, für ihn und seine Mitarbeiter geschah alles zur höheren Ehre des Medizinergottes Wissenschaft. Nach dieser Umschreibung sind wir jetzt aber endgültig bei der Hamas angelangt. Für ihre Anhänger dient die Zerstückelung lebender Menschen der höheren Ehre Allahs, den sie als den Allerbarmer verehren.
Am 7. Oktober 2023 hat die Hamas eine gewichtige Grenze überschritten, indem sie ihre Aktivisten dazu aufforderte oder ermutigte (oder beides), lebenden Frauen die Brüste und lebenden Männer die Hoden abzuschneiden, sie aufforderte oder ermutigte (oder beides), lebenden Kindern die Köpfe abzutrennen und damit die Eltern zu bewerfen, indem sie immer wieder öffentliche Vergewaltigung mit Folter und physischer Zerstückelung kombinierte und auch die Leichen exzessiv zerstückeln ließ. Einige der Fotos und Videostills, die kurz nach dem 7. Oktober auch von deutschen Medien gebracht wurden, zeigen selbstbewußte Hamas-Herrenmenschen, die ihre Opfer an Haaren und Hals hinter sich herschleifen wie Schlachtvieh und sie dann auf Pick-ups werfen, als handele es sich um Säcke mit Kartoffeln. Eine der Geiseln, die kürzlich von der israelischen Armee befreit wurden, berichtet, wie sie nach mehrfacher Vergewaltigung und Mißhandlung auf den Sitz eines Motorrades gesetzt wurde und zwischen zwei Hamas-Männer in einer Art Triumphzug durch die Straßen Gazas gefahren und von der gröhlenden Menge geschlagen, bespuckt und immer wieder mit Avocados beworfen wurde. (Frisch geerntete Avocas sind noch so hart wie Steine.)
In Israel wurde jetzt von der „Vereinigung der Krisenzentren für Vergewaltigungsopfer“ ein vorläufiger Bericht über die Schrecken des 7. Oktober vorgelegt. In der Ausgabe der Tageszeitung „Die Welt“ vom 26. Februar findet sich eine Zusammenfassung dieses Berichts durch die italienische Journalistin Rosella Tercatin („La Repubblica“). Die Dinge, die dort zusammengetragen werden, lesen sich wie eine Kompilation der realen und fiktiven Geschichten über Jack the Ripper, Hanibal Lector, Jürgen Bartsch und anderer, realer wie fiktiver, Psychopathen, die den Wunsch zum Töten verspürten. Aber auch diese Feststellung mutet wieder wie eine Abschweifung an, unternommen zum Zweck der Vermeidung der Konfrontation mit dem tatsächlichen Grauen. Auch die in diesem Zusammenhang von anderen oder einem selbst kommende Weisheit, so sei das nun einmal mit Armeen und armeeähnlichen Gebilden, von denen ja auch die Hamas eines sei, die zögen schließlich gewaltgeile Psychopathen an, erfüllt den gleichen Zweck und ist auch noch grundfalsch. Denn sie unterscheidet nicht zwischen dem Willen zum Töten und dem Wunsch zum Töten. Der Wille zum Töten gehört zum klassischen Reservoir der Armeen, er kann dem Rekruten ebenso implementiert werden wie die Fähigkeit mit modernen Waffen effektiv umzugehen und Strapazen auszuhalten. Der Wille zum Töten wird dem Soldaten durch die Mittel der Disziplinierung, der ideologischen Indoktrinierung und der Enthumanisierung des Feindes vermittelt. Das ist nur in den ganz seltenen Fällen anders, wenn der Soldat einem Feind gegenüber steht, der nicht nur auf die gleiche Weise abgerichtet wurde wie er selbst, was in der Regel der Fall ist, sondern ein persönliches Interesse daran hat, gerade ihn und seinesgleichen zu töten, wie es bei Hamas-Anhängern gegenüber Juden zu erkennen ist. Der Wille zum Töten beim Soldaten hat in der Regel nicht den eigenen Wunsch, sondern das Kalkül der Vorgesetzten in der Befehlskette zur Grundlage. Auch wenn ihm das Töten gefallen sollte, würde der Soldat auf Befehl des Vorgesetzten sofort davon ablassen (müssen).
Dies ist beim Wunsch zum Töten völlig anders. Selbst wenn ein Wunsch, wie man so sagt, geweckt werden kann, bedarf es dazu doch etwas Resonanzstiftenden im späteren Wünschenden. Wünsche, besonders wenn es sich um so gravierende und folgenreiche wie den zum Töten oder auch den zum Foltern handelt, entstehen in den Tiefen des Unbewußten in recht früher Kindheit. Der Wünschende schleppt den Wunsch zeitlebens mit sich herum, darf ihn aber nicht äußern, geschweige denn realisieren, weil es sich um einen sozial geächteten Wunsch handelt. Erschiene ein Dienstwilliger mit dem Wunsch zum Töten beim Rekrutierungsbüro, erführe er dort keine Abhilfe seiner Not, würde wohl abgewiesen und psychotherapeutischer Behandlung anempfohlen. Nicht der unvernünftige Wunsch, sondern der jederzeit überschaubare und veränderbare vernünftige Wille des Soldaten ist eine der Grundbedingungen rationaler und effektiver militärischer Planung. Jack the Ripper als Kämpfer einer militärischen Eliteeinheit, der Kannibale Hanibal Lector als Proviantbeschaffer und der menschenschlachtende Metzger Jürgen Bartsch als Chef eines Lagers für Kriegsgefangene blieben stets durchaus berechtigte Zerrbilder eines nicht selten hilflosen Antimilitarismus.
So war das – bis die Hamas am 7. Oktober 2023 das alles änderte. Durch ihr Vorgehen und dessen mediale Gestaltung bekennt sie sich offen und mehr als ihre innerislamischen Konkurrenten zu ausschließlich islamisch-religiös verständlichen Grausamkeiten. Ja, wir versammeln Psychos der hard-boiled Kategorie in unseren Reihen. Ständig erhalten wir Nachschub aus den islamischen Familienverhältnissen mit ihrer Geschlechterapartheid und ihrer Zwangshomosexualität bei gleichzeitiger Dämonisierung alles Homosexuellen. Was habt ihr dagegen zu setzen? Wir jedenfalls sind stolz auf unser garantiertes Erfolgskonzept. Wissend, dass der sogenannte „Westen“ bis über alle Ohren mit seinen Kriegsvorbereitungen gegen Russland beschäftigt ist, einschätzend, dass die interimperialistische Konkurrenz unter den drei führenden europäischen Imperialisten und den USA nach der wahrscheinlichen Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten auf durchaus bizarre Weise eskalieren kann, vorwegnehmend, dass mindestens einer der führenden EU-Imperialisten sich dann neben Russland auch der irrationalen Abwehr einer gespenstischen Trumputin-Halluzination widmen wird, können sich Hamas-Strategen beruhigt zurücklehnen.
Womit wir am Ende dieses Vortrags angelangt wären. Als Schluß bieten sich zwei Möglichkeiten an. Bei der eine handelt es sich um eine Art Orientalische Miniatur und die geht so:
Unwahrscheinlich, aber dennoch interessant ist die Vorstellung, einem der verbitterten, bösen alten Männer, von denen es heißt, dass sie die Hamas anführten, sei einmal in seiner freudlosen Lebenszeit der Roman „American Tabloid“ von George Ellroy, eine Verschwörungserzählung um den Kennedy-Mord, in die Hände gefallen. Als darin einer der Oberschurken bei der Anwerbung eines Komplizen auf Eigensinn stößt und mit der, faktisch nur rhetorischen, Frage „Was wollt ihr denn eigentlich machen, wenn ich nicht mitmache, dann seid ihr doch aufgeschmissen“ konfrontiert wird, antwortet er: „Dann stell dir doch einfach vor, alles, was du jemals über mich gehört hast, ist wahr“. Das war das entscheidende Argument, die Zusammenarbeit kam ins Rollen. Doch der Hamas-Leser spuckte nur verbittert aus & sprach: „Diese Scheiß-Ungläubigen, machen alles kompliziert, was doch an sich ganz einfach geht.“ Sprach’s und warf das Buch aus dem geöffneten Fenster, draußen riss es einen Fahrradfahrer vom Rad, der direkt unter die Hufe eines vierspännigen Eselskarren rollte, der Karren geriet aus der Spur und landete auf der entgegengesetzten Fahrbahn direkt vor einen Benzintankwagen. Dessen Ausweichmanöver führte zur Kollision mit einer Hauswand, an der ausgebleichte und abblätternde Buchstaben kurz vor der Explosion noch die Wörter Hotel International ergeben hatten. Fasziniert betrachtete der Alte das flammende Inferno. „Na also“, murmelte er in seinen scheckigen Bart, „wer auf Allah vertraut, dem wird Belohnung auch dann zuteil, wenn er sie nicht erwartet hat.“
Bei der anderen haben wir es mit dem formal wie stilistisch nicht unvertrauten perspektivischen Ausblick zu tun:
Zu hoffen bleibt, dass es Israel gelingen möge, die Hamas recht bald und wirkungsvoll zu zerschlagen und es ihm gelänge, die Gründung eines Nachbarstaates durch psychopathische Islamisten („Zweistaatenlösung“) effektiv zu verhindern. Gelänge dies nicht, wäre schon vor der projektierten heißen Phase des Krieges „der Westen versus Russland“ eine weitere Epoche globaler Barbarisierung angebrochen.