Casting der Akteure / Glossar der Begriffe
Das CÉGEP-System setzt sich aus allen collèges d’enseignement général et professionel, kurz cégeps, der Provinz Québec zusammen. Die meisten Québecer Schüler fangen diese Schulen mit 17 an, zur selben Zeit, zu der Schüler anderswo in Nordamerika in die 12. Klasse kommen. Es gibt am cégep im wesentlichen zwei Möglichkeiten: Programme, die auf die Universität vorbereiten und gewöhnlich zwei Jahre dauern, und Berufsfortbildungsprogramme, die normalerweise drei Jahre dauern und den Studenten am Ende mit einer Art Gewerbeschein versehen. Für Anarchisten besteht der interessanteste Aspekt der Cégeps darin, dass sie voller Teenager sind, die noch nicht so abgestumpft sind, wie ihre älteren Kollegen und die verstehen, dass das Strafregister vor dem 18. Lebensjahr weniger gravierend ist.
FÉCQ, der Verband der Studierenden an Québecer Hochschulen (d. h. Der Cégeps), und FEUQ, der Verband der Québecer Universitätsstudenten sind, zwei unterschiedliche Studentenvereinigungen, die die meisten Studenten der Provinz Québec vertreten. Wenn sie auch unterschiedliche Bevölkerungsteile repräsentieren, ähnelt sich ihre Politik und gleichen sich ihre internen Strukturen.
ASSÉ, die Vereinigung für eine Gewerkschaftliche Studentische Solidarität, ist die andere Studentenvereinigung in Québec. Sie vertritt sowohl Studenten der Cégeps als auch der Universitäten. Im Gegensatz zu seinen Gegenstücken FÉCQ und FEUQ ist das raison d’être der ASSÉ eine freie und allgemein zugängliche Bildung in der Provinz durchzusetzen. Ihre Analyse ist seit jeher feministisch und anti-neoliberal, aber nicht antikapitalistisch.
Unmittelbar vor dem Studentenstreik von 2005 begann ASSÉ und einige selbständige Studentenverbände eine größere Koalition zu bilden, um die Organisierung zu erleichtern. Das war CLASSÉÉ, die „erweiterte Koalition von ASSÉ“, dessen Name sich auf das französische Adjektiv von „völlig Pleite“ genauso reimt wie auf das Verb „zerbrechen“. CLASSÉÉ wurde aufgelöst, nachdem der Streik von 2005 endete.
Für den Streik von 2012 wurde eine neue Koalition gebildet, genannt CLASSE – die „große Koalition von ASSÈ“. Dieser Name kann sich sowohl auf Schulklassen wie auf Klassenverhältnisse beziehen.
CLAC, die Konzentration der Antikapitalistischen Kämpfe, ist eine Organisation aus Montréal mit einer langen Geschichte. Neben der Organisation der antikapitalistischen Mai-Demonstrationen in den letzten drei Jahren war sie auf Montréaler Seite an der Mobilisierung sowohl gegen den FTAA-Gipfel in de Stadt Québec 2001 als auch gegen den G20-Gipfel in Toronto im Jahr 2010 beteiligt.
CRÉPUQ, die Konferenz der Québecer Hochschulrektoren und -leiter, ist eine Organisation, die die Interessen der Universitätsverwaltungen in ganz Québec vertritt. Ihr Hauptsitz befindet sich im Zentrum von Montréal im Loto-Québec Gebäude.
Québecor ist ein Medien- und Kommunikationsunternehmen, dem – neben anderem – die rechtsgerichteten Zeitungen Journal de Montréal und Journal de Québec gehört, Außerdem gehört ihm das Sun News Network, ein englischsprachiger Fernsehsender, der als das kanadische Äquivalent von Fox News betrachtet werden kann
Hydro-Québec sind Québecs staatlich betriebene Wasserwerke.
Die SPVM ist Montréals kommunale Polizei, während die SQ – die Sûreté du Québec, wörtlich „die Sicherheit von Québec“ – die Provinzpolizei ist.
Das Wort „casserole“ bezeichnet üblicherweise auf französisch eine Auflaufform, aber im Mai 2012 wurde es zu einem Adjektiv, das dem Word Demonstration oder Manifestation beigefügt wurde, um auf etwas Neues aufmerksam zu machen: Eine Demonstration bei der die Leute durch die Straßen marschieren und auf Töpfe und Pfannen schlagen. Im Montréaler Englisch wird das mit casserole demo oder einfach als casserole bezeichnet.
Den Eingang zum Unterricht zu blockieren ist wohl das, was einen Studentenstreik von einem Studentenboykott unterscheidet. Sowohl die Medien als auch die gegen den Streik eingestellten Studenten, die sich den Weg durch einen strengen Streikposten frei quatschen mussten, versuchten, den Aktivisten oft zu erklären: „Seht, ihr seid euch über das, was ihr tut, nicht klar. Das ist ein Boykott und weil es ein Boykott ist, dürfen andere Studenten nicht daran gehindert werden, in die Vorlesungen zu gehen und Professoren sollten nicht an der Lehre gehindert werden“. Das handelsübliche Argument ist, dass Studenten Konsumenten sind und keine Arbeiter; sie verweigern keine Leistung sondern den Gebrauch eines Produkts, das sie bereits gekauft haben. Das ist Augenwischerei. Universitäten sind gesellschaftliche Fabriken. Sie produzieren besonders ausgebildete Arbeiter, die die kapitalistische Wirtschaft von Québec zum Funktionieren braucht: nicht nur qualifizierte, sondern auch disziplinierte Arbeiter, die in der Lage sind, Befehle zu befolgen. Momentan produzieren sie zu viele ausgebildete Arbeiter, und daher muss die Produktion heruntergefahren werden. Das bedroht viele Leute, deren Überleben oder zumindest deren Lebensqualität an dieses System gebunden ist. Einer der besten Wege, zurückzuschlagen, ist es, die ganze Produktion einzustellen und alle Teile der Fabrik am Funktionieren zu hindern.
Während sie den Streik bis zu einem größeren oder kleineren Grad unterstützen, bestehen einige Gewerkschaften darauf, dass nur Arbeitervereinigungen legal in Streik treten können; demnach ist das, was die Studenten von Québec tun, ein Boykott. Natürlich gab es Zeiten, in denen alles, was Streik genannt werden konnte, streng illegal war. Der Kampfgeist der Arbeiterbewegung ermutigte ganze Staaten dazu, hierarchischen Gewerkschaften in die herrschende Ordnung einzubinden und ihnen das Recht zu gewähren, sich unter gewissen Bedingungen in begrenzten Streikaktionen zu betätigen.