Bericht zu einer Lesung des „Konspirationistischen Manifest“ in Leipzig-Connewitz
Am Freitag, den 14. Oktober, fand eine Lesung von Abschnitten des „Konspirationistischen Manifest“ in Leipzig-Connewitz statt. Zur Veranstaltung selbst ist nicht viel zu sagen, die recht gut war und einige sehr unterschiedliche Leute in Kontakt brachte, die in Leipzig doch recht isoliert scheinen. Interessanter waren die Umstände der Veranstaltung, da der ursprünglich angesetzte Veranstaltungsort schon vor Beginn von 10 bis 15 sogenannten Ultras des Fußballvereins Chemie Leipzig gefüllt war, die latent höhnisch den Raum okkupierten, um diese Lesung zu verhindern.
Vor der Tür versammelten sich ca. 30 bis 40 Gäste und als man darüber redete, ob man sich diesen Halunken stellen solle, sagte eine Frau: „Ne, das wird nichts. Nachher grölen die einfach ein Lied“ und tatsächlich grölten diese Leute gerade los. Das „Konspirationistische Manifest“ wäre an sich ein mögliches Diskussionsangebot für die unfreundlich gesonnenen Fußballgucker gewesen und im Grunde ist das später vorgestellte Buch auch für sie geschrieben. Frei nach der Devise: „Schockiere Deine Eltern, lies ein Buch“ hätte es ganz munter werden können. Aber störe niemals einen Gallier.
Für sich genommen waren diese Leute tatsächlich völlig unnahbar und da gerade eine leere Pizzeria in der Gegend war, beschloß man, die Lesung dort zu veranstalten, zumal man dem freundlichen Wirt der ursprünglichen Lokalität keine Probleme machen wollte und die Fans, die wie ein linker Ableger der Freien Sachsen wirkten und unsinniges Zeug laberten wie „keiner in Connewitz will diese Veranstaltung“, teilweise Stammgäste seines Ladens waren. Also zogen die Leute weiter und die Fans konnten ungestört von äußeren Reizen in ihrem Habitat weilen und saufen. Glücklich über diesen kleinen Erfolg ihrer Langeweile rief jemand zum Abschied „Rot Front“, was natürlich mit einem „Rot Front“ beantwortet wurde, wenn auch das „Konspirationistische Manifest“ eher dem Anarchismus zugehört, sofern man solche Etiketten braucht.
Zu den Fans von Chemie Leipzig muss man vielleicht noch sagen, dass sie normalerweise eher Probleme mit der Polizei haben, die in Leipzig Fahndungsfotos von ihnen verbreitet. Überhaupt haben Fußballfans mit allerlei Repression zu kämpfen, wie die jüngsten Bilder aus Hamburg beweisen, auf denen man sieht, wie die Einsatzkräfte der Polizei derbe zulangen.
19. Oktober 2022
Nachtrag: Diese Notiz wurde in der Kurvenzeitung „Orange Times“ der Ultras Chemie Leipzig faksimiliert