Nur für internen Handgebrauch
Zu einer kleinen Flugblattaktion und der Reaktion einiger Ordnungshüter auf diese
Auf einer Demonstration gegen den verhängten Ausnahmezustand am 13. März 2021 in Berlin hatten sich einige einander bekannte Kommunisten, Liberale und Individuen zusammengetan, um rund tausend improvisierte Zettel zu verteilen: „Gegen das Diktat der Angst – Die Seuche ist der Staat“. Er ist hier dokumentiert. Schwer zu sagen, was sie damit wollten. Vielleicht sollte nur der Langeweile vorgebeugt werden, die solche Demonstrationen immer auch erzeugen, da man dann etwas zu tun hat und nicht nur dumm herumsteht. Vielleicht wollte man überhaupt nur irgendetwas tun, da der Ausnahmezustand einen doch recht hilflos macht. Vielleicht sollte auch nur dieser scheckige Querdenkerverein um eine Stimme erweitert werden, die diesmal Marx zitiert und trotzdem beziehungsweise deswegen gegen die autoritäre Formierung unserer Gesellschaft auftritt. Vielleicht sollte auch nur gezeigt werden, dass die von der Lügenpresse mitgeteilte Teilnehmerzahl solcher Demonstrationen grundsätzlich zu niedrig angesetzt sind: Tausend Zettel gingen auf einer Demonstration spielend weg, auf der angeblich maximal Tausend Teilnehmer waren. Dann wieder kann eine kleine Visitenkarte helfen, nützliche Kontakte herzustellen, da man sich ein wenig zu erkennen gibt und dadurch auch ansprechbar wird. Welche Mischung auch immer, die Aktion war nach all diesen Maßstäben ein Erfolg. Mehr noch, sobald man die eingesetzten Mittel durch die Wirkung dividiert.
Unser Gesellschaftsgefüge wiederum hat vielfältige Mechanismen hervorgebracht, jeder kleinen Störung zu begegnen. Ein solcher Mechanismus wird durch Gruppen wie Democ, Friedensdemowatch oder Recherchenetzwerk verkörpert. Miniwächter der Ordnung. Diese Gruppen helfen den konformen Linken und manchmal den großen Medien, solche Demonstrationen gegen den autoritäre Staat in die Hitlerecke zu stellen. Wer die Teilnehmer dieser konkreten Demonstration gesehen hat, weiß, daß das nicht stimmt. Es ist plumpe Propaganda. Die Wächter organisieren hierfür obligatorische „antifaschistische“ Gegendemos, auf der sie ein Logo der ehrenwerten KPD aus den 30ern Jahren für ihre Zwecke instrumentalisieren. Sie reden irgendwie von Demokratie, aber im Grunde wollen sie allen Bürgern und auch allen Arbeitern zwangsweise mRNA-Partikel injizieren lassen, von denen sie selbstredend auch nichts verstehen. (Schlachtruf: ‚Wir impfen Euch alle!‘) Sie halten sich für wissenschaftlich aufgeklärt, tragen aber ihre Masken sogar an der frischen Luft. Dann wieder haben diese Leute, die sich nebenbei von der Presse nicht fotografieren und kaum interviewen lassen, ihre Spähteams. Sie suchen mit ihren Linsen die Menge nach unliebsamen Elementen ab, fotografieren sie und stellen die Fotos dann hoch aufgelöst ins Netz. So ’ne Art digitaler Pranger.
Diesmal haben unsere antikommunistischen Miniwächter unter anderem auch Leute fotografiert, die bei der kleinen eingangs erwähnten Flugblattaktion dabei waren. Die Bilder wurden dann zusammen mit anderen Entlarvungsfotos und -videos veröffentlicht. Die Verteiler hätten in der Demonstration „offenbar eine gute Zielgruppe für ihre Propaganda erkannt.“ Wenn es ihnen vielleicht auch unter anderem um die Verbreitung einer gewissen Propaganda ging – etwa alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist –, um eine Zielgruppe ging es sicher nicht. Zielgruppe, so stellt sich der Demokrat sein zu manipulierendes Volk vor. Überhaupt ist die verdinglichte Sprache dieser Wächter bemerkenswert. Auf der Demo wären zum Beispiel viele „Verschwörungsideologinnen“ gewesen. Ideologen der Verschwörung? Leute, die der kommenden Verschwörung eine Ideologie geben wie einst Lenin? Das ist nur Unsinn. Damit dieser dann nicht sofort ins Auge springt, versetzen sie diesen seltsamen Bezeichner auch noch mit einem ungebräuchlichen Sonderzeichen. Es heißt dann sperrig „Verschwörungsideolog*innen“. Dieselben Leute behaupten dabei humorlos, für eine Gesellschaft einzustehen, „in der man ohne Angst verschieden sein darf“ (Democ). Mit ihren Fotoapparaten am Rande der Demonstration. Autoritäre Charaktere durch und durch.
Man muss stets mit solchen Miniwächtern der Ordnung rechnen, sobald man ein wenig politisch arbeitet. Sie gehören dazu, keine Kraft ohne Gegenkraft. Und oft genug kennt man Leute dieser Funktion privat, da sich die Miniwächter aus derselben Menge rekrutieren, aus der auch die Miniunruhe kommt. Die wirkliche Spaltung einer jeden, noch so kleinen Bewegung geht immer mitten durch deren Sozialzusammenhänge hindurch, die objektiven Widersprüche müssen sich privat vermitteln. Hier nicht erwähnt ist zum Beispiel einiger Quark, den andere autoritäre Charaktere aus dem Umfeld der Bar Laidak auf Zuckerbuch verbreiteten, nachdem diese Bar sich glücklicherweise und an der Oberfläche grippebedingt gespalten hat. Da bekommt man dann natürlich auch die Videos oder Photos vom demokratischen Recherchenetzwerk geliefert. Das Pack verträgt sich.
Diese ganze Miniwächterei gehört dabei im Grunde zur äußersten Schicht des mehrstufigen Immunsystems unserer Gesellschaft und ist nur für Leute interessant, die direkt betroffen sind. Dann aber können – sollte die Unruhe sich verbreitern oder nicht aufhören wollen – solche kleinen Denunziationen auch den wirklich repressiven Schichten unserer Gesellschaft helfen oder deren Handlungen vorwegnehmen. Gerade in linksdemokratischen Berufssituationen kann es zu Kündigungen kommen, wenn der Gossip solche Bilder verbreitet, und er tut dies bei Bedarf sehr gut. Eine Denunziation ermöglicht die nächste. Aber auch der echte Verfassungsschutz hat im Zweifel sein Auge drauf und Gruppen wie die Democ oder dieses Friedensdemowatch können ihm einige Arbeit abnehmen. Wozu Spitzel anwerben, wenn die Spitzel freiwillig arbeiten. Und Spitzel sind sie. Wobei andererseits einige dieser Vereine bereits jetzt ihr Almosen von ihrem Staat erhalten.
Unmittelbar wiederum erhöhen diese Demokraten mit ihren Outings nur die nötige Aktivierungsenergie für potentielle Aktivisten, da man eben damit rechnen muß, sein Bild im Internet zu sehen, sobald man einige geschriebene Worte verteilt. Und wenn man solche Bilder selbst auch gut ignorieren kann, so muß man sich plötzlich ernsthaft für seine Freunde rechtfertigen oder sogar für sich selbst, da die Tratschsucht und der Mangel an wirklichem Inhalt solche Denunziationen im kleineren Umfeld gut verbreiten. Das ist an sich betrachtet eher gut, da man eben lernen muß, für seine Ansichten auch einzustehen und dabei etwas Haltung gewinnen kann. Aber gerade zarte Naturen fühlen sich mitunter auch abgeschreckt und verspüren weniger Lust und Eifer, bei solchen kleinen Aktionen mitzumachen, wenn sie nicht umgekehrt hübsche Trotzreaktionen gegen diese Niedertracht herausbilden.
22.3.2021