Ich habe kein Angst vor dem Tod
Abschiedsbrief von Norbert „Knofo“ Kröcher, gestorben am 16. September 2016
Ich habe keine Angst vor dem Tod. Dafür habe ich zu viele klandestine und gefährliche Sachen gemacht. Der Tod kommt zu mir wie ein Bruder. Ach, da bist Du ja, sei willkommen. Natürlich weiß ich – wie Ihr alle – was danach kommen wird: Nichts! Es gibt kein Paradies und keine Hölle. Nach dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik kann in einem geschlossenen System nichts verloren gehen. Aber den „Knofo“ wird es dann nicht mehr geben (zweiter Hauptsatz der Thermodynamik: Entropie). Ich werde mich mit dem Weltgeist (was auch immer das sein mag) wieder vermählen, werde Teil des großen Ganzen sein. Freilich kleiner als ein Staubkorn, als Atom gewissermaßen, ohne eigenes Bewusstsein, ohne Person. Mein leiblicher Kadaver wird verrotten, wird von Miniaturlebewesen gefressen, verdaut und ausgeschissen werden.
Doch bleibe ich unter Euch. Als winziger Teil eines Regentropfens, eines Hanfblatts, dem Tschilpen eines Spatzen, dem Schnurren einer Katze. Und wenn Ihr demnächst mal wieder Led Zeppelin II oder „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ von den Scherben hört, dann seid gewiss: auch da werde ich bei Euch sein; nicht wahrnehmbar, aber anwesend.
Ich habe ein wunderbares, erfülltes Dasein gehabt: ich durfte etlichen der schärfsten Weiber des Planeten beiwohnen, ich habe die halbe Welt bereist und gesehen, habe Abenteuer erlebt, von denen die meisten nur träumen können, konnte viele Sachen machen, die den Machthabern den Schweiß aus der Arschfuge trieben, konnte ein bisschen am Zeiger drehen. Ich verabschiede mich so wie ich gelebt habe: Nicht immer geräuschlos, aber konsequent. Für die Sauerei, die so ein großkalibriger Kopfschuss verursacht, möchte ich mich entschuldigen.
Norbert „Knofo“ Kröcher