Die Ohnmacht der Opposition anhand der Dokumention eines nicht verteilten Flugblattes
Flugblatt: Deutschland im Winter 2021: „Die Ungeimpften sind unser Unglück!“
Die von einigen demokratischen Ulknudeln prätentiös als Großdemo angekündigte lokale Berliner Protestaktion am 4.12. wurde erfolgreich von der Polizei unterbunden. Insbesondere die australische Botschaft war abgesperrt, da Protestler dort ein kleines Zeichen setzen wollten, wegen der Zustände in Australien, aber auch sonst war die Polizei immer präsent, sobald sich einige Leute irgendwo sammeln wollten. Das oben dokumentierte Flugblatt wurde daher nur wenig verbreitet, dafür gibt es folgend noch eine kleine Reflexion dazu. Allgemein sei noch angemerkt, dass solche Flugblätter im Prinzip dazu beitragen könnten, etwas Bewußtsein und Politik in die ansonsten eher amorphe und illusionären Protestbewegung zu bringen, die sich momentan im Slogan „Friede! Freiheit! Keine Diktatur!“ korrekt darstellt.
Wer „Auf die Barrikaden!“ ruft, wo nicht einmal eine Demo zustande kommt, dessen kämpferisches Pathos geht offensichtlich an der Wirklichkeit komplett vorbei. Die Lage ist desolat, selbst der seichteste Protest findet nicht statt. Aber war es deswegen besser, vergangenen Samstag daheim geblieben zu sein? Weil man es wahlweise „im Urin hatte“, dass es scheitern würde oder man schlicht zu feig’ für die Straße war, ohne sich das einzugestehen? Wem kann man’s verübeln. Politik gab es kaum, sondern allenfalls Gespräche unter Gleichgesinnten und Freunden und das ist gemessen am allgemeinen Druck ein klitzekleines bisschen mehr als Nichts.
Auch wenn man die paar hundert Teilnehmer, auf die der Tagesspitzel die nicht-Assozierten zusammenschrumpfen möchte – wie immer – mit dem Faktor 10 multiplizieren muss, ist ihm leider darin Recht zu geben, dass „nicht sehr viele dem Aufruf“ der eher bewegungslinken Berliner Initiativen „gefolgt waren“ – und das lag nicht am kalten Wetter. Wenn bloß vereinzelte Einzelne, ohne Idee, Erfahrung oder Tatendrang und auf Kommando aus Chatgruppen unkoordiniert durch die Gegend irren, ist man mit einem Flugblatt jedenfalls völlig fehl am Platz. Die diffuse Aktivität des virtuellen Raumes hat der ganz realen Bedrohung durch den Staat nichts entgegenzusetzen.
Dieser hat am Samstag gezeigt, dass er sich nicht einmal die illegalisierten „Massenspaziergänge“ aus dem Sommer gefallen lassen muss – und dazu braucht es, anders als bei Räumungen linker Vereine, weder Tränengas noch Wasserwerfer als Drohkulisse. Ein Blick in den passenden Telegram-Channel und ausreichend fixe Einschüchterungs- und Eingreiftruppen genügten um mit frühzeitigen Kesseln und einer Hand voll Verhaftungen die verschüchterten Atome gezielt auseinander zu treiben. Die ganze Polizeioperation wurde natürlich begleitet von maskiert-uniformierten Schwarzgekleideten vor allem jüngeren Semesters, die an jeder 2. Straßenecke ihre hohlen Pöbeleien heraus brüllten.
Der 4. Dezember war für alle Gegner des Regimes eine krachende Niederlage. Bis auf weiteres hat man kein Mittel gegen die willkürlichen und immer weniger überhaupt begründeten Demo-Verbote und schafft es selbst mit viel zeitlichem Vorlauf nicht, eine kritische Masse an Menschen so zu mobilisieren, dass sie irgend Zusammenhalt oder auch nur Bestand für mehr als die Strecke einer halben Tramstation hätte, während die Presse dreist Bilder produzieren darf, die das völlig verdrehte Narrativ von „gewalttätigen Coronaleugnern“ weiter befeuern. Wenn es sie denn geben würde! Ein Autokorso, der mitten auf der Frankfurter Allee angehalten und so als Anlaufpunkt für die Demonstranten mal eine Situation hätte auslösen können, wäre ein Anfang gewesen. Aber statt naheliegender Zusammenarbeit nur ängstlicher Narzissmus aller Akteure. Hyperkommunikation und mangelnde interne Organisation tun neben der deutlich verschärften Repression ihr übriges.
Getrost kann die Aktionsform der Demonstration bis auf weiteres als verloren gelten. Wo die überhasteten Flugblattschreiber es ansonsten verpennt haben, den beschworenen deutschen Sonderfall im ja eh weltweit grassierenden Wahnsinn zu benennen, ist er vielleicht gerade darin zu suchen, dass unter (noch post-)faschistischen Bedingungen hierzulande die flächendeckende Identifikation mit dem Staat noch die alle anderen Länder übertrifft. Außerhalb der BRD haben die Gegner des Ausnahmezustands das Recht auf Versammelung als Mittel des politischen Kampfes sich noch nicht ganz haben aus der Hand nehmen lassen. Dass unter den hiesigen Verhältnissen selbst keine noch so brave Demo mehr zustande kommt, drückt aus, wie düster es gerade wieder aus zuschauen beginnt.
Der Fairness halber und als Dokument der eigenen Ratlosigkeit sei also besagter Text, der kaum die Hände gewechselt hat, hier dokumentiert. Nur wer überhaupt was versucht, kann die reale Ohnmacht erfahren. Und nur wer sie sich auch bewusst macht, kann sie brechen. Man muss sich was anderes überlegen.
6.12.21