Lockdownverlockungen
Gedicht von John Locke, nebst Verweis auf eine hübsche Rezension einiger Versuche, die nun schon seit 2020 im Aufbau befindliche neue Normalität zu kritisieren
Auf der Seite des DJ Superspreader findet sich eingebunden in die 5. Folge von Virus Radio folgendes sogenannte Gedicht. Außerdem findet sich dort aber auch eine hübsche Rezension einiger Versuche, die nun schon seit 2020 im Aufbau befindliche neue Normalität zu kritisieren, „ohne dass dabei etwa das altnormal verteidigt worden wär.“ Unter anderem dreht es sich um die Websweite Ausnahmezustand 2020, den Zündlumpen, die Magazinredaktion.tk, die Aktion 4.0 und die Zeitung „In der Tat“ sowie um schöne Sachen wie die Giftmischerin, bei der sich „Geschmacklose und obszöne anarchistische Provokationen und Interventionen gegen Medizin und Wissenschaft“ finden oder um einige schöne Rosen und um noch einiges mehr. „Diese Kritik aus verschiedenen Kreisen hat natürlich weniger Öffentlichkeitsaufmerksamkeit erhalten als bürgerliche Oppositionsbewegungen, wobei deren altmodisch reaktionärer Teil als Buhmann sogar medial sehr beworben wurde, da eine falsche Opposition den Herrschenden allemal lieber ist als die radikale theoretische und praktische Kritik aller herrschaftlichen Verhältnisse.“
Lockdownverlockungen
Von John Locke
Wenns keinen haut mehr von seinem Hocker
Wenn nicht funktioniert der neue Schocker
Komm’n die verlotterten Verlocker
Und sehn das alles viel zu locker
Der Minister ganz erschrocken:
„Viele bocken
Wolln nun nicht mehr
Egal ist ihnen alles vielzusehr.
Die Oppositionellen wollen nur lockern
Zum Altnormal zurücklocken
Doch da gibts nichts herumzudoktern
Es ist wichtig, früh sie abzublocken“
„Die Doktorn
Sie wissen schon wies tut
Und werden wir noch nicht ausgebuht
So gehts weiterhin nach Vorn.“
So kratzt der Minister sich an seinen Locken
Und sagt ganz trocken
„Ein neuer Lockdown
muss jetzt her.“
So verlockt
der Lockdown
locker flockig
Lockerungen
aufzuheben.
Aber ists der andern stetig Streben
Wieder in altnormal zu leben
Wo noch Recht des Bürgers zählt
Und sich nur der Verbrecher quält
Steigt auch der Hass von neunormal gegen alt
Und kommts auch unter ihnen vielleicht bald zu Gewalt
So sind sie beide doch vereint
Gegen den subversiven Feind
Denn der sagt sich:
„Statt dass ich hier zu hause hock’
Und auf pornhub betracht ’nen Riesencock
Hab ich ganz einfach keinen Bock
Auf dieses ganze downgelock
Und erst recht auf keinen Politikerschmock
Auch das ganz normale Alte
Mit bürgerlich schön getrennt Gewalte
Zieh ich dem gegenwärtigen Gleichgeschalte
Nicht so richtig vor
Feier ich jenseits der Gesetze
Geht sie los – rechtslinke Hetze
Mach ich sogar noch Krawall
Rufen alle ‚Zurück in deinen Stall‘
‚Superspreader!‘ schimpfen mich die Linken
Und auf der andern Seite winken
Sie mit ihrem Grundgesetze:
‚Vergreift euch nicht am Eigentum,
Demonstriert mit uns fürs Bürgertum
Damit keiner den Rechtsstaat verletze…‘
Ob von links, rechts oder gar der Basis
Politik ist mir nur ein riesen Anschiss
Geschissen mir mitten aufs Gesicht
Denn Freiheit gibt sie mir allemal nicht
Lechts und rinks, wer kanns velwechsern?
Ganz egal, denns bringt nichts sie auszuwechseln
Denn solange da Regierung ist
Handelt’s sich immer nur um neue List
Darum, mich erneut zu fesseln…
Ich lass es mir nicht mehr bieten mich downzulocken
Will lieber mein leben rocken
Euch solls nur schocken
Denn ich werd von nun an gegen euch alle bocken!
Ja! Viel lockerer noch als jene nun
Die nur Massnahmen lockern tun
Wäre es doch –
Wenn man sprengte in den Käfig ein Loch!
Denn dann könnte niemand mehr Maasse nehmen
Da die Steine nicht mehr aufeinander stehn
Nichts wär dann mehr verbunden
Und man wäre gänzlich ungebunden!“
„So locker nun auch wieder nicht“
Unterbricht
der,
der von sich behauptet, er denke quer.
„Denn ohne Ordnung, ohne Maass
Wo käme man da an?
Wo wär da die grade Strass’
An der man sich orientieren kann?“
„Wieso so verspannt
Wieso so entbrannt
Und geängstigt vor der letzten Lockerung?
Du hast dich verrannt
Das Wesen verkannt
Der staatlichen Lebensstockung!
Denn was du bekämpfst
War doch schon gedämpft
Enthalten in altnormaler Logik
Lockdown und so
Hier wie anderswo
Ein Produkt staatlicher Pädagogik!
Der Staat
Mitsamt Polizeiapparat
Er ist und bleibt ja der Gleiche
Und eine Freiheit, die vollständig ist
Geht notwendigerweise über seine Leiche
Die Panzerung
Des Bürgers nun
Sie muss auch in dir zerbrechen
Wenn du vor der letzten Lockerung
Nicht zurückschreckst in deinem Tun
Aufgrund deiner Gebrechen
Deinem Klammern an
Kapital, Nation
An Verklärtes, Althergebrachtes
Man sieht doch dein Erstarren schon
Wenn du dich selbst so entmachtest
Wenn Bestand soll haben
Wirtschaft und Staat
Eigentum und Ordnung
Geschützt soll tagen
Die Lebensart
Der endlosen Warenhortung
Wenn weiterhin soll Kaufen
Und Verkaufen sein
Und Arbeit Leben bestimmen
Wenn Technik soll der Ausfluss sein
Wird Leben nur zerrinnen
Vertrocknen und verdorren Natur
Wie ein gerodeter Wald
Wird Armut wiederkehren nur
In veränderter Gestalt
Willst du aber leben voll
Und lockern jede Fessel
Dann greif nicht aufs Geratewohl
In die nächste Brennessel
Dann sei nicht dumm
Und mach dich selber locker
Scheiss auf Staat und Eigentum
Stürz die Herrscher von ihrem Hocker
Nicht um danach selbst Platz zu nehmen
Selbst das nächste Arschloch zu werden
Denn das würde die Freiheit doch nur lähmen
Die Tyrannei würd daran nicht sterben
Nein, zerschlag den Hocker danach in Stücke
Hinterlass eine Lücke
In der Geschichte der Schweinerei.
Denn, ganz ohne jedwede Krücke,
Kann sich in dieser Lücke
Vielleicht Leben entwickeln ganz frei!“
So spricht er nun, der Feind subversiv
Man hält ihn oft für ganz primitiv
Und doch wird man sein nagen nicht los
Man glaubt ihn zu bannen
Man glaubt ihn von dannen
Und doch setzt er an zum nächsten Stoss
Was man einst mühsam zusammengeklebt
Von dem muss man nun fürchten, dass es zusammenbricht
Wie wild in jede Richtung
So ist man sehr hartnäckig bestrebt
Für jeden Riss, jeden Spalt in des Dammes Schicht
Zu finden eine Dichtung
Eine solche ist der Lockdown nun
Andern aber das Lockern
Was nun auch immer die beiden tun
Bei keinem sollt’ man mehr andockern
Denn retten wolln sie beide nur
Ein Gehen über Leichen
Und Freiheit, ohne Abstrich, pur
Kann man so nicht erreichen!
14.10.2022 (Das Orginal etwas früher)