Wir lachen über die Wellen, wenn sie über uns hereinbrechen!
Oder einige Gedanken zum berüchtigten antikapitalistischen Marsch
Schwarter Block – 2.11.2011
Es muss einiges über den Generalstreik in Oakland gesagt werden. Einige Dinge müssen angesprochen und Positionen klargestellt werden. Es geht nicht um eine Rechtfertigung einiger der Aktionen, die während des Generalstreiks liefen. Diese Dinge benötigen keine Rechtfertigung. Aber da die Menschen so scharf darauf sind, eine Meinung zu allem zu haben, würden wir es bevorzugen, dass sie wenigstens die Wahrheit sagen, wenn sie schon Scheiße erzählen. Dies ist auch ein Liebesbrief und eine Ermutigung an die Leute aus unserem Team.
Eine der aufregendsten Aktionen, die aus dem Generalstreik entstand, war die antikapitalistische Demonstration. Natürlich war die Schließung von Banken und Betrieben, die ihren Arbeitern drohten, fantastisch, aber es scheint ein wenig Streit über diese Dinge zu geben und daher muss dazu nicht mehr gesagt werden als: „Fuck yes, legt alles lahm“. Da die antikapitalistische Demonstration aber eine der konfrontativeren Aktionen war (und daher kontrovers), gibt es dazu einiges zu sagen.
Aber der Reihe nach. Wir waren keine direkten Teilnehmer an dem allen, aber wir lieben Sachschäden wie verrückt. Das ist eine sehr unpolitische Liebe (im klassischen Sinne dieses Wortes), und wir lieben es wirklich einfach nur, die Scheiße am Dampfen zu sehen. Fickt die Normalität. Neben dem mutwilligen Vandalismus war diese Demo so aufregend, weil eine große Menschengruppe vollständig außerhalb und gegen die allgemeine politische Stimmung dessen gehandelt hat, was bislang die Besetzungsbewegung war. Dass heißt natürlich nicht, dass sie gegen die Besetzung selbst gerichtet war, da es die äußerst nicht-hierarchische und übergreifende Natur der Besetzung erlaubt, dass diese Art von Sachen in ihr passieren. Wenn die Liberalen das anders sehen wollen, sagt das mehr über ihre eigene ideologische Naivität und Blindheit aus.
Das war auch der radikale Flügel der Besetzungen, der seine Muskeln spielen ließ. Und es sind immer die radikalen Elemente in solchen Bewegungen, die die Energie, den Raum und die Körper bieten, die es braucht, um vorwärts zu kommen, zu expandieren und nicht in Stagnation zu versinken. Wir befinden uns in einem laufenden weltweiten Bürgerkrieg und zum ersten Mal seit langem gibt es eine Kombination aus einer einfachen Infrastruktur/Solidarität und einer großen Masse von Körpern, die zusammen eine Plattform für offensive und kreative Angriffe auf das Kapital bieten. Der antikapitalistische Marsch war ein Testlauf dafür. Wir wollen hier klarstellen, dass wir nicht glauben, dass Scheiben einwerfen und Wände besprühen die Revolution wesentlich beschleunigen werden. Wir denken nicht, dass irgend ein Pro-Revolutionär das glaubt. Aber es ist wichtig, das Pro-Revolutionäre lernen, wie man kämpft, und dass sie darüber hinaus in der Lage sind, für einen Moment aus dem erstickenden Druck der Gesellschaft auszubrechen.
Komisch fanden wir an diesem ganzen Ereignis, dass die liberalen Pazifisten selbst den Mythos des ideologischen Pazifismus zerstörten, wenn sie auch von ihrer Position aus nicht in der Lage sind, das zu sehen. Während die Bankscheiben eingeschlagen wurden, gab es einige Demonstranten, die einen kompromissloseren Standpunkt zum Pazifismus einnahmen. Dabei gingen einige Individuen so weit, die Leute zu packen, zu schlagen und anzugreifen, die Fenster zerschlugen. Es gab außerdem Gerede von einigen der „friedlichen Demonstranten“ die Vermummung mit Gewalt herunterzureißen. Natürlich besteht die süße, süße Ironie all dessen darin, dass, während Eigentum zerstört wurde (und es sollte hier klargestellt sein, dass nur Banken und gewerkschaftsfeindliche Geschäfte zerstört wurden – nicht dass wir, die Autorinnen, irgendwelche Probleme damit haben, kleine Geschäfte anzugreifen. Tatsächlich stehen wir da drauf, weil ALLE Geschäfte immer noch Geschäfte sind.), die einzige Gewalt, die sich direkt gegen Menschen richtete, auf das Konto der „friedlichen Protestierenden“ ging. Wir bemerken hier, dass das Planziel des Pazifismus, eine friedliche Welt, nicht durch den Pazifismus erreichbar ist. Wir bemerken außerdem, dass es definitiv einen Unterschied zwischen Gewaltfreiheit und Pazifismus gibt: Das Erstere ist eine bestimmte Taktik, für deren Anwendung man sich entscheiden mag oder nicht; Letzteres ist eine Ideologie, die anderen aufgezwungen wird. Wir sehen hier genau die Logik des Staates und der Polizei, von echten Körpern verkörpert. Dieser Frieden muss anderen aufgezwungen werden, egal, wie dies passiert. Es sollte dir Freude bereiten, zu hören, dass diese Friedenspolizei im griechischen Stil geschlagen wurde, mit Holzpflöcken und -stangen.
Es wird also deutlich, dass es nicht um die Frage der Gewalt geht, da die friedlichen Demonstranten sehr schnell dabei sind, selbst Gewalt anzuwenden. Nein, es geht um die Frage der Intensität, des Bildes. Die „friedlichen Protestierenden“ wünschen sich die Bewegung der Besetzungen weich und nett, attraktiv für die Medien, die ultimative Quelle des Parasitismus und der Repräsentation. Wenn eine amorphe Masse unidentifizierbarer Körper mit all ihrem Chaos und ihrer Intensität durch die Stadt bricht, so ist die erste unmittelbare Reaktion darauf, die Intensität dieser Körper mit allen Mitteln abzuschwächen. Gleichzeitig muss die unidentifizierbare und unrepräsentierbare Masse auf etwas Identifizierbares und Repräsentierbares reduziert werden. Dass etwas alles und nichts zugleich sein kann, entfacht in den Herzen der Bürger mehr Ängste als die Polizei mit ihren Pistolen und Granaten und ihrem Tränengas und ihren Käfigen. Das Label „die Anarchisten“ wird jedem übergestülpt, der nicht anständig protestiert oder der sich ganz in Schwarz kleidet. Das hat natürlich nichts mit dem tatsächlichen politischen Inhalt der Hooligans zu tun. Wenn dieses Label so durch die Gegend geworfen wird, geschieht das immer völlig gedankenlos. Es handelt sich lediglich um einen Versuch derer, die ihre Entfremdung und die Logik dieser Welt restlos verinnerlicht haben, diese Außenseiter wieder in den Diskurs des Empires zurückzuholen, wenn auch offensichtlich auf negative Weise.
All das beweist nur einmal mehr die Existenz eines Weltbürgerkrieges und dass Occupy Oakland ein Schlachtfeld ist. Die durch diese Demonstration erzeugten Spaltungen sind nicht im traditionellen Sinne politisch. Es geht nicht um eine Tendenz gegen eine andere. Es handelt sich einfach um einen Kampf zwischen ethischen Lebensformen, dass heißt, diese Konflikte drehen sich um die Art und Weise, wie die Leute die Sachen angehen, die sie tun. Das wird dadurch am offensichtlichsten, dass sich auf beiden Seiten sowohl Kommunisten als auch Anarchisten befanden. Und da wird es interessant: Jene Anarchisten und Kommunisten, die gegen die Beschädigung von Eigentum waren, konnte man später sehen, wie sie diejenigen, die dafür waren, aufforderten, „sich zu beruhigen“. Es spielt keine Rolle, ob alle Anarchisten gegen den Staat und den Kapitalismus sind, wenn es solche gibt, die fest an der erdrückenden Natur der Gesellschaft selbst hängen.
Keiner der Autoren war während der versuchten Hausbesetzung später in der Nacht anwesend. Wir wissen jedoch, dass die Aktion nicht gewalttätig war, bis die Polizei auftauchte. Dass die Leute darauf vorbereitet waren, kann man ihnen nicht vorwerfen; es zeigt vielmehr nur ihr genaues Verständnis der Funktion der Polizei. Wir wissen auch, dass die VV dafür gestimmt hat, alle Hausbesetzungen zu befürworten und zu unterstützen, so dass diejenigen, die behaupten, dies wäre nicht im Einklang mit der Besetzung geschehen, den Mund halten und weiter in den Unzulänglichkeiten und Fehlern von Konsens und Demokratie schmoren können. Loser.
Verdammt viel Respekt und Liebe an alle Oaklander Hooligans, die die Kacke gestern, heute und morgen am Dampfen halten.
COMMUNISMKNOWSNOMONSTERS
6/11/2011