Ruf zur Ordnung
Flugblatt, verteilt im Frühjahr 2002, anläßlich einer Diskussionsveranstaltung zwischen den Kommunisten Thomas Ebermann und Hermann L. Gremliza sowie jeweils einem Vertreter von Attac und PDS.
Es gibt Gegenstände, über die man besser nicht diskutiert, will man sich nicht vollkommen kompromittieren. Eine Attac-Charaktermaske blökte auf dem diesjährigen Ostermarsch zu München folgendes hinaus: „Die Mullahs des globalen Marktfundamentalismus riefen schon das ‚Ende der Geschichte‘ und den glorreichen Sieg der Religion des Kapitals aus. Doch hatte man die Rechnung ohne die Sklaven der neoliberalen Ideologie gemacht. Der brutale Herrschaftsanspruch des westlichen Marktfundamentalismus über die Staaten der Welt, mit seiner Ignoranz gegenüber den kulturellen und religiösen Werten seiner Opfer, hatte eine Gegenreaktion provoziert, von deren brutaler Energie und Durchschlagskraft der Westen in hohen Maße überrascht war. … Wir fordern deshalb eine gerechte und solidarische Weltwirtschaftsordnung und eine Anerkenntnis fremder Kulturen und Werte jenseits der platten und plattmachenden Religion des totalen Mammons. Das Streben nach der Maximierung des Profits ist keine Basis für Gerechtigkeit. Geld ist kein Wert und Geld schafft keine Werte.“ Wenn die Sklavennaturen von Attac die Apologeten des freien Handels beschimpfen, so ist dies eine Drohung, die Lüge tatsächlich wahr werden zu lassen und das Ende der Geschichte durch die archaisch anmutende Herrschaft der ungeglaubten Mythe herbeizuführen. Gegen das wertelose Geld gibt’s die tiefe und ursprüngliche Religion der Völker, die von den Anbetern des totalen Mammons zersetzt würde, bzw. von deren süßen Sirenenklängen, der neoliberalen Ideologie. Statt Anbetung des Mammons, also der Verkörperung des allgemeinen Reichtums, gibt es die Anbetung von Allah, Brahma und Jesus, also die Anbetung des allgemeinen Stumpfsinns. Respekt vor den fremden Kulturen und Werten, Respekt vor der zivilisatorischen Errungenschaft Sharia und Burka. Muh macht Sabbala die Kuh.
So etwas kann man schlechterdings nicht diskutieren. Es ist unter aller Kritik und Humanität, also allein Gegenstand scharfer Polemik. Will der Kommunismus doch noch eine Chance haben, so sollten seine Protagonisten wenigstens die rohesten Begriffe von der Welt lernen. Schon Gott gab den Dingen Namen, damit alles seine Bezeichnung hat und niemand verwirrt durch die Gegend rennen muß. Wer vom totalen Mammon redet, wer die Arbeit gegen das Geld ausspielt und wer ausgerechnet die angebliche Ignoranz gegenüber kulturellen und religiösen Werten bemängelt, wenn die Anhänger ebendieser Religionen sich und Unschuldige in die Luft pusten, den nennt man gemeinhin keinen Kommunisten, sondern einen Reaktionär. Man kann Ähnliches bei den Jungen Nationaldemokraten lesen oder bei Horst Mahler. Fehlt nur die Brechung der Zinsknechtschaft. Bei Marx, dem Kommunisten, liest man dagegen folgendes Lob der Bourgeoisie: „Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische Pyramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen, sie hat ganz andere Züge angeführt als Völkerwanderungen und Kreuzzüge … Alle festen Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen.“ Marx schätzt die Bourgeoisie, da sie alle Vorgeschichte plattmacht und die Welt nach ihrem Bilde überhaupt erst erschafft. Erst das Kapital schuf die Voraussetzungen des Kommunismus, indem es alle gottgewollten, naturwüchsigen Gemeinwesen zerschlug.
Freilich zwingt heute das Kapitalverhältnis diejenigen, die es hervorbringen, sich völlig zu vernebeln. Anstelle nüchterner Augen besitzen alle notwendig die von Maulwürfen, auch ganz ohne Drogen; die Realität erträgt niemand. Statt permanenter Auflösung verknöcherter Anschauungen setzen diese sich fest und Gruppen wie Attac oder der Djihad haben Konjunktur. Daran kann man momentan wenig ändern, aber man braucht wenigstens nicht Deppen von Attac zu Diskussionspartnern zu adeln. Ähnlich der Taz transportieren sie noch nicht einmal Ideologie, also ein falsches und damit korrigierbares Bild der Realität. Man könnte sich darüber unterhalten, ob in der Aufklärung, also der klassischen Ideologie, Widersprüchlichkeiten schlummerten, die auch zur freien Assoziation freier Individuen hätte führen können und würde schnell fündig werden. Nicht ohne Grund beschäftigten sich alle Kommunisten mit der Aufklärung und negierten sie nicht einfach abstrakt und brutal wie die Demagogen von Attac. Wer aber Plakate druckt, auf denen Uncle Sam mit der Welt Jojo spielt, ist nichts als ein Feind der Emanzipation. Wer so etwas behauptet, der behandelt nicht die Welt, sondern projiziert seine eigenen Probleme in diese hinein. Es kann ja sein, daß so manche Charaktermaske herumläuft, als ob sie eine Marionette wäre. Die Fäden zieht niemand. Schuld hat die scheinbar völlige Abwesenheit der Ichinstanz, die alles oktroyiert erscheinen läßt. Man sollte den Psychiater aufsuchen oder besser sich endlich in der Kritik der politischen Ökonomie versuchen, wenn man seine Konflikte mit der Welt nicht gebacken bekommt. Wer statt dessen eine Gruppe bildet und sich als Objekt von Verschwörungen halluziniert, der ist Türöffner für den europäischen Antisemitismus und sollte entsprechend behandelt werden.