Filmreihe „Weibliche Subjektivitäten – Böse Frauen“
Medea in der Version von Pasolini im Laidak
Als Jason und seine Argonauten das goldenen Fließ raubten, half ihm die barbarische Zauberin Medea. Sie folgte diesem Aufschneider sogar in die die Zivilisation. Aber so sehr es zunächst nach true love aussah, hat Jason sie dann aus karrieristischen und opportunisischen Gründen zugunsten der Tochter des Herrschers Kreon verlassen. Medea wird verbannt und ermordet daher Königstochter und König sowie dem Jason seinen Sproß und entflieht auf einem Drachenwagen.
Pasolini hat aus diesem antiken Stoff einen Film gemacht und der wird im Rahmen einer Filmreihe im Laidak gezeigt. Es folgt der Ankündigungstext der Veranstalter.
„Denn dem Ideal der weißen, verführerischen, aber nicht nuttigen, gut verheirateten Frau, berufstätig, aber nicht zu erfolgreich, schlank, aber ohne Essstörung, undefinierbar jung bleibend, glückliche Mutter, aber nicht aufgefressen von Windeln und Schulaufgaben, gebildet, aber weniger als ein Mann – dieser Frau, der ähnlich zu sein wir uns bemühen sollen – bin ich noch nie begegnet. Ich glaube nicht, dass es sie gibt.“ Gekürztes Zitat aus King Kong Theorie von Virgine Despentes
Aus der Auseinandersetzung mit diesem Ideal und den konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen entstehen weibliche Subjektivitäten mit all ihren Widersprüchen. Diejenigen, die dem Ideal nicht entsprechen, daran scheitern oder sich dagegen auflehnen, werden zu „bösen Frauen“. Was sie das kostete, was ihnen widerfährt und wie sie sich rächen, zeigt sich in vier Filmen mit vier Frauen, an vier Sonntagen im Laidak. In ihren jeweiligen konkreten gesellschaftlichen Konstellationen mündet ein Aufbegehren in verschiedene Formen des absoluten Ausschlusses – das emanzipatorische Moment des Widerstandes schlägt in soziale Ächtung um.
Der erste Film der Reihe, Pasolinis „Medea“ (1969) widmet sich dem Motive der bösen Mutter. In der Aufarbeitung des mythologischen Stoffes der verstoßenen Gattin, die Rache nimmt, erarbeitet Pasolini auch eine Filmsprache, die sich gleich seiner Protagonistin, gespielt von Maria Callas, stets zu widersetzen sucht. Medeas Klage gilt nicht nur ihrem treulosen Gatten, sondern auch der instrumentelle Vernunft und ihrem Verhältnis zur Herrschaft.
• Schankwirtschaft Laidak • Boddinstr. 42/43 • Berlin-Neukölln • Dienstag, 13.10.2019 • ab 19:00
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