Filmvorführung im Laidak, 2.11.2015, 19:30
Frank Heller: Sequenza Violenta – Film über Pasolini
Pier Paolo Pasolini ist nun runde 40 Jahre tot. Er war katholischer Kommunist und sein Jesusfilm wurde im Vatikan aufgeführt und die anwesenden Christen haben gejubelt. Der Film ist wirklich gut, indem er die Jesusgeschichte so erzählt, dass selbst Katholiken verstehen, worauf sie sich da eingelassen haben, mit diesem Jesus.
Ferner hat Pasolini ein Gedicht gegen linke Studenten geschrieben, eine Art Provokation: »Als ihr euch gestern in Valle Giula geprügelt habt/ mit den Polizisten/ hielt ich es mit den Polizisten!« Naja. Er hat dafür natürlich von den Linken und den Ultralinken viel einstecken müssen.
Und dann muss man sagen, dass Pasolini relativ aufrecht gelebt hat und daher grundsätzlich mit der Staats- und anderen Gewalten in Konflikt kam: Korruption, obszöner Inhalt in einem Roman, Verleumdung eines Bürgermeisters durch einen Roman, Verführung minderjähriger Jungs in einem Hafen (deswegen früher Rausschmiss aus der kommunistischen Partei – die Katholiken haben ihn bis zum Schluss behalten), Fluchthilfe für einen Dieb, unbefugter Feuerwaffenbesitz, Verleumdung eines Anwalts durch einen Film, Beleidigung der allgemeinen Moralempfindung und obszöner Inhalt eines seiner Filme, Schlägerei mit Faschisten, die die Dreharbeiten eines Films angegriffen haben, einmal mehr Verleumdung, dann einmal mehr Verletzung der guten Sitten durch einen Film, Anstiftung zu einem Verkehrsdelikt, Hausfriedensbruch bei einem Filmfestival in Venedig, Verantwortung für den Tod von 50 Schafen, antinationale Propaganda und Subversion der etablierten sozialen und wirtschaftlichen Ordnung des Staates im Rahmen seiner Redaktionstätigkeit für Lotta Continua, Beschlagnahmung eines Films wegen Pornographie, Obszönitäten in einem weiteren Film, allerlei Stress wegen der »100 Tage von Sodom«. All diese Gerichtsbegegnungen gingen allerdings für Pasolini recht glimpflich aus.
Schließlich ist der Tod von Pasolini ein wenig dubios, über die Umstände gibt’s passend zum 40. Todestag einen Spielfilm im Laidak.
• Schankwirtschaft Laidak • Boddinstr. 42/43 • Berlin-Neukölln • Mittwoch, 2.11.2015 • 19:30