1. Der weltweite Schlag
Es war ein weltweiter Schlag.
Eine Offensive aller Teufel, schrankenlos, blitzartig, von der Seite.
Ein Drohnenschlag auf die Weltlage; in der Mittagssonne, als das brave Volk der Erdlinge sich gerade anschickte, zu Tisch zu gehen.
Die Deklaration eines neuen Grundzustands der Dinge erfolgte ohne Warnung. Hinkend, aber bereit, die Bühne zu betreten.
Die Hälfte der Weltbevölkerung eingesperrt – eine plötzliche Aussetzung aller Gewohnheiten, aller Gewissheiten, des gesamten Lebens.
Danach ein Bombardement, in jedem Augenblick ein Bombenteppich – psychologisch, semantisch, computer- und informationsbasiert.
Es hörte nicht mehr auf.
Kommunikation war schon immer Krieg. Sie ist in genau diesem Rahmen entstanden, sie hat niemals zu etwas anderem gedient, insbesondere nicht in „Friedenszeiten“.
Ihre Wahrheit liegt nie in dem, was sie sagt, sondern in den von ihr durchgeführten Operationen, die so lesbar sind wie ein Geheimnis, das einem mitten aufs Gesicht geschrieben steht.
Pech für diejenigen, die es nicht sehen können.
Eine Welt, die in Serien, Romanen, Spielshows und Lebensratgebern ausführlich die Überlegenheit der Doppelzüngigkeit und die Reize der Täuschung verkündet, will, dass man ihr aufs Wort glaubt.
Das scheint grotesk.
Doch das Groteske lässt sich nur durch Terror aufrechterhalten.
Von da an ging es nur noch um die Frage der Einschüchterung.
Auch das hat nicht mehr aufgehört.
Wie die Perversen ihre Herrschaft nur bewahren können, wenn sie ihren Missbrauch immer weiter treiben, kann sich diese Offensive nur dann siegreich wähnen, wenn sie immer weiter voranschreitet.
„Die Gewalttaten müssen auf einmal und im Ganzen geschehen, da sie so weniger hart empfunden werden und weniger böses Blut machen“, riet Machiavelli.
In Kolumbien ist die Polizei dazu übergegangen, die Oppositionellen gleich in ihren Häusern zu exekutieren – zum Wohle der Ausgangssperre.
In Indien werden die Unberührbaren mit Chlor besprüht, um sie zu „desinfizieren“.
In Sri Lanka verbietet man Muslimen, ihre Toten zu begraben, „wegen des Coronavirus“. Und da eine Einäscherung nicht in Frage kommt, schlägt man ihnen vor, sie anderswo zu beerdigen.
In Israel verfolgt der Antiterrorismus die „Kontaktfälle“ und der Premierminister behandelt Ungeimpfte als „Zeitbomben“.

In Australien leitet die Polizei Mitte August 2021 eine medienwirksame Menschenjagd auf den „Covid-Flüchtling“ Anthony Karam ein, der sich nicht an der angegebenen Adresse unter Quarantäne aufhält. Auch ist er zufällig weder ganz weiß, noch ganz angelsächsisch, noch ganz protestantisch. Schließlich spürt die Polizei den „Gesundheitsfeind Nr. 1“ – wie sie ihn nennt – in einem Hotel gegenüber seiner Wohnung auf. Er wird in einem weißen Anzug vor die Kameras gezerrt und dann ins Gefängnis geschickt, wo er isoliert wird.
In Italien verbietet die Regierung in Reaktion auf die Proteste gegen den Green Pass, den man für die Arbeit braucht, alle Demonstrationen in den Stadtzentren – mit dem Segen der Gewerkschaftszentralen. Die Menschen können stattdessen Sit-ins in den Außenbezirken abhalten, maskiert und im Abstand von einem Meter zueinander.
In Hongkong rächt sich Carrie Lam, die Chefin der Exekutive, der die allgemeine Revolte 2019 beinahe den Kopf gekostet hätte, indem sie in den Wohnvierteln der Armen „Ausgangssperren mit Hinterhalten“ organisiert – die Polizei riegelt das Viertel ab und kontrolliert jeden.
In Singapur patrouilliert nach dem Roboterhund von Boston Dynamics, der im Mai 2020 die Passanten anbellte, die „soziale Distanz“ einzuhalten, nun der Roboter Xavier durch die Straßen und verfolgt Raucher, Straßenverkäufer und diejenigen, die es – entgegen der verpflichtenden Hygienenorm – wagen, sich zu mehr als fünf Personen zu versammeln. Die französische Ministerialabteilung „für Sicherheitsindustrien und den Kampf gegen Cyberbedrohungen“ ist an diesem Experiment besonders interessiert.
In Frankreich wurde uns, getreu der lokalen Tradition der administrativen Unmenschlichkeit, verboten, unsere sterbenden Eltern ein letztes Mal zu umarmen, bevor sie ohne Sorgfalt und Zeremonien in Leichensäcke gestopft wurden. Keine Beerdigung. Holen Sie die Asche in zwei Wochen ab.
Im Frühjahr 2020 verbrachte eine alte Freundin – mit Sicherheit eine alte Terroristin – die stillgestellte Zeit mit einigen ihrer Nachbarinnen, indem sie sich von ihren jeweiligen Fenstern aus Gedichte nach ihrem Geschmack und Herzen vorlasen. Es dauerte nicht lange, bis sie einen Brief von der Eigentumsverwaltung erhielten, in dem sie aufgefordert wurden, diesen Skandal zu beenden: sich eine schöne Zeit zu machen, „während andere sterben“!
Diese Welt hat keine Selbstbeherrschung mehr, wenn es darum geht, ihre Wut gegen alle zu schleudern, die noch zu atmen wagen – die Jungen, die Armen, die Tanzenden, die Sorglosen, die Illegalen.
Die früher nicht als politisch anerkannte Unterdrückung wird nun biopolitisch verkündet. Es ist die Herrschaft der verwirklichten Statistik.
Überall träumen die Regierenden von China.
Sie sind die Einzigen, die solche Träume haben können.
Dieser ganze Schrecken ist nicht ernsthaft.
Es ist der einer Welt, die am Ende ist, aber nicht enden will. Die nichts ist, außer diesem leeren Willen, fortzubestehen. Die einem allzu ansteckenden Lachanfall ausgeliefert ist
Eine Welt, deren Bankrott sich jeden Tag offenbart, zwischen den Werbungen für das Unternehmen der Zukunft und für interstellare Reisen.
Der Schrecken, den sie verbreitet, ist der Schrecken, den sie selbst empfindet.
Zitternde Menschen haben offensichtlich beschlossen, einen großen Schlag auszuführen. Einen großen Coup, um ihre verlorene Autorität und ihre schwindenden Gewinnspannen wiederherzustellen.
Aber nichts kann die Autorität der Medien und der Regierungen, der Politik und der Kultur, der Wissenschaft und der Industrie – des Kapitals in all seinen Formen – dauerhaft wiederherstellen: Jeden Sommer verbrennt sie wieder und wieder in der planetaren Feuersglut. Sie ertrinkt wieder und wieder in jeder nunmehr beispiellosen Überschwemmung, in jedem unzeitigen Monsun. Sie wird Tag für Tag unter der Flut von Lügen begraben, die sie in einer Tour zwanghaft produzieren muss, um sich noch am Leben halten zu können.
Die Technologie wird kein Heilmittel für die Schäden der Technologie bereitstellen.
Diese Welt kann nicht über ihren eigenen Kadaver springen.
Ihr großer Coup ist verzweifelt.
Dass er auf fast keinen Widerstand gestoßen ist, ist Beweis genug, dass nichts mehr Bestand hat.