1. Der Klimakrieg
Als „duale Technologien“ werden solche bezeichnet, die unter ihrem zivilen Aspekt eine militärische Seite verbergen.
„Zivil“ gibt es ohnehin nur aus der Sicht des Militärs.
Indem sie technologisch wurde, wurde diese ganze Welt dual.
Hier liegt einer der Schlüssel zum Verständnis der ihr eigenen Verrücktheit.
Nehmen wir die friedvollste aller aktuellen Fragen: die des „Klimawandels“. Das ist eine typische Frage des Kalten Krieges. Und das ist auch der Grund, warum sie uns so verworren erscheint: Weil wir es seit den 1950er Jahren versäumt haben, sie ins Auge zu fassen.
In den 1950er Jahren ist der Klimawandel ein eigener Forschungsbereich, der die Schlagzeilen der Zeitungen beherrscht. Man ist sich weitgehend einig, dass die Zukunft des Krieges im „Umweltkrieg“ besteht, da eine nukleare Konfrontation das Ende der Menschheit bedeuten würde. Es ist eine für die damalige Periode alltägliche Aussage, wenn Irving Langmuir, Chemieingenieur bei General Electric und Nobelpreisträger, feststellt: „Die Kontrolle des Klimas kann eine Kriegswaffe sein, die so mächtig ist wie eine Atomwaffe.“ Er arbeitet im Übrigen an Bomben, die in den Wolken gezündet werden können, um Regen oder Dürre zu erzeugen und so den Feind auszuhungern, ohne dass man dafür beschuldigt werden kann. In den Vereinigten Staaten wurde 1953 ein hochoffizieller Beratungsausschuss für Klimakontrolle eingerichtet, natürlich geleitet von einem Kapitän der Kriegsmarine. Er überlegte auch, ob „es denkbar ist, dass wir das Klima als Kriegswaffe einsetzen, indem wir Stürme erzeugen oder auflösen, je nachdem, was die taktische Situation erfordert“. Die Klimawaffe wurde übrigens in den 1960er Jahren in Vietnam heimlich in großem Maßstab eingesetzt: 2600 cloud-seeding-Flüge über fünf Jahre hinweg sollten den Monsun über dem Ho-Chi-Minh-Pfad verlängern und ihn so für die gegnerischen Truppen unpassierbar machen. Das war die Operation Popeye.
In einer Art boshaftem Testament – seinem Artikel „Können wir die Technologie überleben?“ von 1955 – schreibt John von Neumann, der Chefmathematiker des Manhattan-Projekts, der Erfinder der Spieltheorie, der Architektur unserer Computer, ein Theoretiker der technologischen Singularität und der Quantenmechanik und außerdem Berater für Standard Oil, die CIA oder die Rand Corporation, folgendes: „Das Kohlendioxid, das durch die Verbrennung von Kohle und Öl in die Atmosphäre freigesetzt wird – mehr als die Hälfte dieser Emissionen erfolgte in der vergangenen Generation –, könnte die Zusammensetzung der Atmosphäre ausreichend verändert haben, um eine allgemeine Erderwärmung von etwa einem Grad Fahrenheit hervorzurufen. […] Eine Erwärmung um 15 Grad würde wahrscheinlich die Eiskappen Grönlands und der Antarktis zum Schmelzen bringen und weltweit ein subtropisches Klima schaffen. […] Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass man die notwendigen Analysen durchführen könnte, um bestimmte Folgen vorherzusehen, in jedem wünschenswerten Ausmaß einzugreifen und schließlich ziemlich sensationelle Effekte zu erzielen.“ Als im Mai 1960 ein Erdbeben der Stärke 9,5 – das stärkste je gemessene Beben – und ein anschließender Tsunami Chile erschütterten, war die erste, sich den Wissenschaftlern und Militärs der NATO stellende Frage: Wie kann man das mithilfe einer raffiniert auf der Erdkruste platzierten Wasserstoffbombe gegen die UdSSR wiederholen? Wie können wir Fortschritte auf dem Gebiet der „Umweltkriegsführung“ machen?
Wie der Großteil der Wissenschaften seit 1945 verdanken auch die Umwelt- und insbesondere die Klimawissenschaften fast alles den Geldern und Instrumenten des Militärs. Zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhalten immer noch 80 Prozent der amerikanischen Klimaforscher eine Finanzierung durch das Militär. Die ersten Beobachtungen der atmosphärischen Bewegungen sind den militärischen Spionagesatelliten zu verdanken. Selbst die Tatsache, dass Stürme menschliche Vornamen erhalten, ist militärischen Ursprungs – wer sonst als jemand mit chronischer Frustration, der sich in einem permanenten Belagerungszustand wähnt, kann auf die Idee kommen, Hurrikans menschliche Namen zu geben, genauer gesagt Frauennamen, wie es von den 1950er bis 1970er Jahren der Fall war? Als in den 1990er Jahren das Thema „globale Erwärmung“ und Artensterben wieder in den Vordergrund rückt und Al Gore es aufgreift, muss er beim Militär um Daten betteln, da dieses über die zuverlässigsten und ältesten Aufzeichnungen verfügt. Der Wirtschaftsnobelpreisträger, Vordenker des militärisch-industriellen Komplexes der USA und prominente Theoretiker des Kalten Krieges Thomas Schelling argumentierte noch 2005, dass die Einwirkung auf den Klimawandel „in diesem Jahrhundert das sein wird, was die Kontrolle von Atomwaffen im vergangenen Jahrhundert war“.
Anstatt sich zu fragen, warum „man“ jahrzehntelang nichts unternommen hat, obwohl „man“ es wusste, sollte man sich die Dokumente der CIA aus den 1980er Jahren anschauen. Damals sah sie die globale Erwärmung eher als eine gute Sache an, da sie die Russen kräftig ärgern würde. Die Archive der Ölkonzerne hingegen sehen in der Katastrophe eine heilsame Dynamik, die zur „Anpassung“ drängt. Es gibt nichts Besseres als Katastrophen, um Knappheit, also neue Märkte und neue wirtschaftliche Güter zu schaffen. Zur selben Zeit, als die Pariser Klimakonferenz mit ihrem 1,5°C-Ziel tagte, teilte der Chef von Total bei einem Vortrag in der französischen Eliteuniversität Sciences Po gelassen mit, dass er bis 2050 mit einem Anstieg der globalen Temperatur um 3,5°C rechnet.
Die Katastrophe ist Teil des Plans.
Der apokalyptische Blickwinkel, aus dem die Klimafrage heute betrachtet wird, ist nur deshalb vorherrschend, weil man seit den 1960er Jahren weiß, dass man sie damit neutralisieren kann und dass die Öffentlichkeit darauf mehrheitlich mit neuem Zynismus und Gleichgültigkeit reagiert.
Es geht nicht darum, sich des Klimaproblems wieder anzunehmen, sondern darum, diejenigen loszuwerden, die dafür gesorgt haben, dass es existiert.
Es geht darum, unsere Waffen gegen diejenigen zu richten, die aus dem Klimaproblem eine Waffe machen wollten.